Die Mitglieder des Doktoratsprogramms Literaturwissenschaft

Das Doktoratsprogramm Literaturwissenschaft setzt sich aus rund 40 Doktorierenden der Literaturwissenschaft zusammen.

Erfahren Sie hier, woran sie forschen (manche Projekttitel wurden gekürzt, damit sie auf eine Zeile passen).

Farbkörper. Eine narratologische Analyse heikler Stellen im höfischen Roman
Germanistische Mediävistik

Mittelalterliche Texte erzählen von und sie erzählen mit Farben. In ihrer literarischen Darstellung bewegt sich die Farbe damit auf einer Schnittstelle zwischen Ästhetik und Narratologie und ist mit hochkomplexen, konkurrierenden Symbolwelten verbunden. Unter den im Arbeitstitel erwähnten heiklen Stellen versteht das hier skizzierte Dissertationsprojekt Textpassagen, in denen Farbe aktiv wird, in denen sie sich ändert, intensiviert und verliert. Denn – so eine erste Arbeitsthese – der Übergang von einer Farbe zur nächsten ist potentiell ereignishaft, wenn auch nicht immer eindeutig besimmt werden kann, ob der Farbwechsel das Ereignis ist oder die Handlung. Besonders oft realisiert sich dieser Wechsel auf den weiblichen Körpern im Text: In Jeschutes Augen etwa, die ihr Geliebter Orilus nach einem Treuebruch röten und ihrem feuerroten Mund, den er bleichen will; wie es in einer intrikaten Passage im Parzival heisst. Es sind heikle Stellen wie diese, die darauf hinweisen, dass Körperfarben intrikat an Diskurse der Tugend, Macht und Lust angeschlossen sind und dass ihre Wechsel mit einer narrativen Tiefendimension aufgeladen sind.

So ergiebig das Thema der Farben in der mediävistischen Literaturwissenschaft bisweilen erforscht worden ist, so diskussionsbedürftig bleiben dieFarben als hermeneutisches Problem. Der springende Punkt liegt in ihrer gleichzeitigen Unter- sowie Überdeterminiertheit und der damit zusammenhängenden Eigenschaft, potentiell bedeutungslos zu sein und gleichzeitig alles bedeuten zu können. Um dieses Problem für die Textlektüren produktiv zu machen, fragt das Projekt nicht, was die Farben bedeuten, sondern wie sie im Text semiotische Prozesse unterstützen, diese erzeugen und unterlaufen. In dieser Hinsicht werden die Farben nicht als Zeichen verstanden, sondern als Strategien der Texte, um Bedeutung zu erzeugen. Das Untersuchungskorpus, an dem diese und daran anschliessende Fragen zu entwickeln sind, bilden Texte der höfischen Epik um 1200; darunter Wolframs von Eschenbach Parzival. Zumindest punktuell soll sich der Blick dabei auch aus den Texten hinaus auf ihre Zeit richten, in der vielleicht nicht ganz zufällig Referenzsysteme am Entstehen sind, welche die Bedeutung von Farben zu fixieren suchen: das liturgische Kirchenjahr; die Farben der Alchemie; das grammatische System der Heraldik oder die etwas späteren, allegorischen Traktate zu den Minnefarben – den Farbkomplexen der Liebe.

isabellecharlotte.balmer@clutterunibas.ch

Europe East and West: Literary Negotiations of a Blurry Borderline 
Anglophone Literatur- und Kulturwissenschaft

Blanka’s thesis is focused on depictions of Eastern European spaces and inhabitants in the contemporary British literary and cultural discourses particularly travel writing from the classics of Patrick Leigh Fermor and Rebecca West to Nick Hunt’s and Tony White’s footsteps narratives, tourist guidebooks; newspaper articles; popular fiction; photojournalism such as Paul Kaye’s Fragments or Jan Morris’s Over Europe; and television documentary series such as BBC’s Michael Palin’s New Europe and Jonathan Dimbleby’s Russia: A Journey with Jonathan Dimbleby. The concept of ‘contemporariness’ used here is related to that of communicative memory (Jan and Aleida Assmann) which spans about 80 to 90 years suggesting a shared intergenerational cultural imaginary.

The overarching theoretical approach is Bertrand Westphal’s geocriticism – an interdisciplinary approach to understanding literature in relation to space informed by the notions of ‘cultural memory’ and the ‘spatial turn’, and which argues for the analysis of both spatial and temporal dimensions of literary texts as well as intertextual and intermedial comparisons of various narratives with a common spatial setting.

Blanka’s inquiry seeks to answer the following questions: Where do these narratives locate Eastern Europe? What role do itineraries play in the perception of the European east? What kinds of Eastern Europe and eastern Europeans have been constructed in predominantly British but also other English-speaking narratives from the interwar period of the twentieth century until today? How do the depictions of the interwar period compare to those of the Cold War and the post-Wall periods? To what extent are the early 1990’s depictions of Eastern Europe similar or different from the more recent ones?

The key argument is that the apparent stability of pervasive orientalist discourses and West/East dichotomies is rendered unstable by a number of factors: by the mobile nature of Eastern European cultural and other geographies; by various itineraries which sometimes carve new and unexpected routes into and ways of seeing ‘the east’; by the encounters with locals which challenge and defy the authoritative voice of the travel writer; by the author’s self-awareness of their own limitations imposed by linguistic and other barriers.

Profile page

blanka.blagojevic@clutterunibas.ch

Auratisierte Leistungskörper in der Literatur der 1920–30er-Jahre
Deutsche Literaturwissenschaft

Das Dissertationsprojekt situiert sich innerhalb des SNF-Projekts „Aura und Effizienz. Leistungsorientierte Materialisierung und Spiritualisierung in der Literatur der 192030er-Jahre: Emmy Hennings, Marieluise Fleisser, Friedrich Glauser und Bruno Goetz“ (Projektleitung: Prof. Dr. Hubert Thüring). In diesem Projekt wird untersucht, wie die nach dem Ersten Weltkrieg im Zeichen der Leistung von Wissenschaft, Ökonomie und Medien forcierte Doppelstrategie einer wechselweisen Materialisierung und Spiritualisierung von körperlichen und seelisch-geistigen Funktionen und Prozessen in der Literatur der 192030er-Jahre thematisiert, performiert und reflektiert wird.

Vor diesem Hintergrund wendet sich das Dissertationsprojekt am Leitfaden des modernen Leistungskörpers der Wechselwirkung zwischen Aura und Effizienz insbesondere in den Werken von Emmy Hennings und Marieluise Fleisser zu. Hierbei wird der These nachgegangen, dass der lebendige und tätige Körper in der Moderne ab 1900 zur Experimentierfläche für die Sehnsucht nach diesseitiger Transzendenz wie auch zum Abbild von Devianz avanciert und gleichermassen als Schauplatz von Rationalisierung wie auch von Spiritualisierung gelesen werden kann. Diese Unentschiedenheit findet sich in den Werken der genannten Autorinnen sowohl in als auch zwischen denDiskursen eingeschrieben. Das Projekt wird sich den literarischen Suchbewegungen rund um das Verhältnis von Körper, Seele und Geist durch die Folie von diskursanalytischen und philosophischen Ansätzen zuwenden, um so die spezifisch literarische Erkenntniskraft unter dem Doppelaspekt von Aura und Effizienz herausarbeiten zu können.

jael.bollag@clutterunibas.ch

Jael Bollags Profilseite

Nouvelle édition critique de l’Essai sur les hiéroglyphes des Égyptiens (trad. fr. 1744) de William Warburton
Französische Literaturwissenschaft

L’Essai sur les hiéroglyphes des Égyptiens est publié à Paris en 1744. Il s’agit de la traduction d’une partie de l’ouvrage de l’évêque anglais William Warburton (1698–1779), intitulé The Divine Legation of Moses (Londres, 2 tomes, 1738–1741). Le traducteur prend soin de justifier, dans sa préface, l’extraction d’un chapitre de son contexte pour en faire une œuvre à part entière. Cependant, ce geste de fragmentation est accompagné d’un remaniement à travers des changements d’ordre éditorial (ajout de manchettes, de paragraphes et de notes) et donne par-là lieu à un conflit inévitable entre l’admiration pour la réflexion d’un auteur étranger et le souci de produire un texte français cohérent, clair et harmonieux. L’ouvrage de Warburton a suscité la polémique au moment de sa publication. Cette édition critique doit donc avant tout fournir des éléments de contextualisation en rendant accessibles des documents complémentaires (lettres, comptes rendus, libelles, etc.) ainsi qu’en présentant les divers camps (philosophes, déistes, « Freethinkers », théologues, etc.) qui interviennent dans ce débat autour de l’authenticité de la révélation divine de Moïse et, plus généralement, de l’interprétation des textes bibliques entre une lecture strictement littérale et une exégèse allégorique. En deuxième lieu, il s’agira d’analyser la démarche apologétique de Warburton En effet, la démonstration philosophique acquiert la même qualité de preuve que d’autres méthodes scientifiques au sein de cet ouvrage. La stratégie argumentative de l’érudit est celle du dialogue avec ses prédécesseurs et ses contemporains. Cette démarche lui permet de développer son argumentation sur la base des recherches déjà effectuées, notamment la réflexion sémiologique autour des hiéroglyphes. En dernier lieu, il conviendra de rapprocher l’Essai sur les hiéroglyphes d’autres écrits sur l’origine et l’évolution de l’écriture, comme l’Essai sur l’origine des connaissances humaines de Condillac ou de L'Essai sur l'origine des langues de Rousseau. C’est ainsi que l’œuvre de Warburton pourra être rendue accessible, à travers une édition suffisamment historicisée, aux lecteurs du XXIe siècle.

Sarah Brämers Profilseite

sarah.braemer@clutterunibas.ch

Effets et usages du texte « pornographique » : d’une communauté interprétative à une communauté de lecteur·rice·s
Französistik

Ma recherche porte sur la littérature qualifiée de « pornographique » au tournant du siècle, en se concentrant notamment sur l’articulation entre la « fin-de-siècle » et la littérature moderniste, je m'intéresse à des auteur·rice·s qui représentent une sexualité non-hégémonique dans leurs écrits, comme Jean Lorrain ou Georges Eekhoud pour la fin-de-siècle, et Colette, Proust ou Gide pour le roman moderne. Une étude plus poussée de leurs écrits permettrait d’établir une archéologie de la réception de leurs textes effectuée par des communautés marginalisées, anticipant ainsi le courant de la critique queer des années 1990. Il s’agirait également d’étudier ces textes en considérant qu’ils ont un effet producteur, d’abord de concepts psychopathologiques (i.e. inversion, sadisme, masochisme) mais aussi de pratiques sexuelles, puisque que l’on peut considérer que la littérature est l’un des endroits où se forment des scripts sexuels, tels que théorisés par le sociologue John Gagnon. Ce travail rejoint ainsi des questions contemporaines liées au féminisme, comme la question de la dés-essentialisation de l’écriture abordée par Wittig, les différentes conceptions du genre entre les critiques de la French Theory américaines et le champ académique francophone et plus largement des travaux sur les usages des œuvres littéraires.

En effet, cette recherche permettra de concrétiser les communautés interprétatives en étudiant comment ces dernières peuvent désigner des communautés de lecteur·rice·s réel·le·s. Les usages militants de cette littérature dans la deuxième moitié du XXe siècle, mais également dans la période contemporaine (à partir des années 2000), à travers l’étude de rééditions et de leur accueil, permettraient d’interroger le lien entre genre littéraire, genre sexuel et orientation sexuelle. Ces usages circonscrivent un terrain d’étude anthropologique pour explorer l’hypothèse que la littérature pornographique est l’un des lieux où se négocie le genre et la sexualité, où ils peuvent s’expérimenter virtuellement par l’effet de la lecture du « pornographique. »

valentine.bovey@clutterunibas.ch 

Lyrischer Kubismus. Ein neuer Blick auf Rilkes Spätwerk
Deutsche Literaturwissenschaft

Der Nachweis, dass Rilke in seinem Spätwerk einer dem Kubismus sich annähernden Poetik folgt, erlaubt ein neues Verständnis der Hermetik der späten Gedichte, insbesondere der Duineser Elegien. Ebenso wie den kubistischen Gemälden fehlt ihnen eine deutliche thematische Figur. Vielmehr handeln sie davon, wieso sie eine solche nicht besitzen. Auch für den Kubismus liegt eine Interpretation nahe, die in ihm eine Reflexion über die Möglichkeit eines Ausbleibens der Figur sieht.

Die Illusion von Körperlichkeit im kubistischen Bildraum wird aber nie ganz aufgehoben. Was geschieht, ist, dass an keiner Stelle im Gemälde deutlich auszumachen ist, wo sich die Grenze zwischen Figur und Grund befindet. Dabei verweisen die eingefügten Fragmente von `Realität` (Tapetenstücke, Zeitungsausschnitte, gedruckte Buchstaben), die eine neue Form von nicht mehr der Illusion von Bildraum unterlegenen Figuren darstellen, auf die Bildoberfläche. Der Grund ist nicht mehr das Transportmittel für die Figur, sondern beide werden als gegenseitige Bedingung füreinander wahrnehmbar.

In Bezug auf Rilkes Gedicht zeigt sich das zum Beispiel so: In der Fünften Elegie wird die Figur der `Akrobaten`, um die es zu scheinen geht, nicht vorstellbar gemacht. Die thematische Figur wird im Wirbel der Worte aufgelöst. Stattdessen steht aber ein einzelner Buchstabe A so prägnant da, als ob er auf einer Bühne stünde. Und zwar ganz vorne, auf der Textoberfläche, wo alles aus Buchstaben besteht. Der Text als Medium für die Figur und die Figur sind somit nicht mehr wirklich unterschieden. In einem anderen Beispiel aus den Sonetten an Orpheus wird die Unterscheidung zwischen Figur und Grund aufgehoben, indem die Tanzfigur, um die es zunächst zu gehen scheint, den Raum als Klang immer mehr in sich hineinwirbelt und so als Klangfigur inszeniert wird.

Der Kubismus bietet eine Möglichkeit neben anderen, präzise über das eigenartige Verhältnis von Figur und Textualität bzw. Lautlichkeit in Rilkes Spätwerk zu sprechen, ohne den Gedichten interpretatorisch eine Figur aufdrängen zu müssen.

laura.catania@clutterunibas.ch

Hacia un teatro situado: sacar a la luz los manuscritos inéditos de Raúl Ruiz bajo la perspectiva de los conocimientos situados
Iberoromanistik

Bei diesem Forschungsprojekt handelt es sich um ein interdisziplinäres Projekt, in dem die Archivarbeit mit Handschriften, Literatur, Philosophie und Theater konvergieren .

Ausgangspunkt ist die Wiederaufnahme der unveröffentlichten Theatertexte des renommierten franco-chilenischen Filmemachers, Raúl Ruiz (1941, Puerto Montt – 2011, Paris). Gleichzeitig zu seiner umfangreichen Filmarbeit, die über hundert Filme enthält, legte Ruiz eine beachtliche Theater-Laufbahn zurück als Autor und Regisseur von Theaterstücken und Opern in Frankreich, Italien, Chile usw.

Nach seinem Tod, wurden viele Theatertexte und vorbereitende Skizzen und Zeichnungen für verschiedenen Inszenierungen entdeckt; viele dieser Arbeiten haben nicht umgesetzt werden können. Dieses Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, diese Werke ans Licht bringen.

Das Vorgehen besteht aus einer anfänglichen detaillierten Analyse der Manuskripte, gefolgt von einer theoretischen Betrachtung, diese theoretischen Ergebnisse sollen in einem nächsten Schritt in der Praxis geprüft werden, mit dem Ziel, eines seiner herausragendsten unveröffentlichten Werke auf die Bühne zu bringen.

elisarenata.chaimecheverria@clutterunibas.ch

Elisa Chaims Profilseite

„Ich werde noch ein Buch schreiben, sage ich mir, egal wie lange ich noch habe.“ Die Dokumentation des kranken Ich in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Neuere Deutsche Literaturwissenschaft

Wirft man einen Blick auf die aktuellen literarischen Neuerscheinungen, bemerkt man schnell, dass der gegenwärtige Fokus häufig auf der Selbstinszenierung der Autorin resp. des Autors liegt. Bereits 2011 ruft Maxim Biller daher eine neue literarische Epoche aus und spricht von einer „Literatur der Ichzeit“. So ist eine scheinbare Amalgamierung von Autor, Erzähler und Protagonist keine Seltenheit, welche unausweichlich zur inszenierten und kalkulierten Verschmelzung von Autoridentität und Text führt.

Zwar wird die literarische Zurschaustellung und selbstreflexive Narration des Künstlersubjekts meist dazu genutzt, um sich in einer künstlich produzierten und ästhetisierten Realität darzustellen und auf diese Weise dem Zeitalter der Selbststilisierung gerecht zu werden. Dennoch tauchen auch immer wieder dokumentarische Erfahrungsberichte auf, welche Themen behandeln, die in unserer heutigen Gesellschaft scheinbar immer noch tabuisiert werden oder welche die Autorin resp. der Autor als Person der Öffentlichkeit in ein schlechtes Licht rücken oder gar degradieren können, wenn diese ihre individuellen Schwachstellen präsentieren. Hierbei rücken vor allen Dingen Krankheit und Tod in das Spektrum der Selbstdokumentation in der Gegenwartsliteratur. Immer öfter dokumentieren Autorinnen und Autoren ihre persönliche Krankheit in literarischer Form. Hierzu gehören beispielsweise Thomas Melles „Die Welt im Rücken“ (2016) oder auch Ruth Schweikerts „Tage wie Hunde“ (2019).

Das Dissertationsprojekt untersucht die zwei großen Themenfelder Autofiktion und Pathographie in der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur. Ersteres geht zurück auf den französischen Schriftsteller und Literaturkritiker Serge Doubrovsky, welcher den Begriff als eine Art Mischverfahren von Autobiographie und dem Einsatz fiktionaler Elemente definiert. Verändert die von der klassischen Biographie abweichende Erzählweise die Rezeption und die Wahrnehmung der Autorenidentität? Welche Auswirkung hat die Amalgamierung von Fakten und der literarischen Herstellung von Realitätseffekten? Kann Autofiktion und die damit einhergehende Selbstreflexion dem schreibenden Subjekt dabei helfen, einen objektiveren Blick auf das eigene Selbst zu bekommen oder verliert es sich im Zwang einer ästhetisierten Selbstdarstellung?

Die Pathographie dient als Methode der Dokumentation und Verarbeitung selbst durchlebter Erkrankungen und kann dem schreibenden Subjekt dabei helfen, durch Selbstreflexion das Erlebte besser zu verarbeiten. Analysiert werden soll unter anderem, mit welchen Erzählverfahren und Schreibstrategien die Autorinnen und Autoren arbeiten, wenn sie ihre eigene Krankheit dokumentieren. Zu untersuchen ist des Weiteren, welche Mittel genutzt werden, um den jeweiligen Texten einen Anspruch auf Authentizität zu gewährleisten. Schließlich soll überprüft werden, ob ein poetologisches Konzept einer subjektiven Authentizität erkennbar wird.

Bei der Untersuchung der Texte soll interdisziplinär vorgegangen werden, denn gleichzeitig können autopathographische Texte einen Dialog mit dem Medizindiskurs und Synergien zu den Medical Humanities herstellen. So sollen die Texte nicht nur auf literaturtheoretischer Ebene narratologisch und rezeptionsorientiert untersucht werden, sondern darüber hinaus auch in einen soziokulturellen Kontext der Wissensvermittlung gesetzt werden. Was kann uns Literatur, welche Krankheit als Narrativ thematisiert, vermitteln?

anna.chatzinikolaou@clutterunibas.ch

L’instrumentalisation de la surprise dans La Comédie humaine : de la stratégie à l’entropie.
Französische Literaturwissenschaft

Ce sujet de recherche porte sur l’instrumentalisation de la surprise dans La Comédie humaine de Balzac, de la stratégie à l’entropie. L’œuvre de Balzac met en scène bon nombre de tacticiens dont les victimes sont, la plupart du temps, condamnées à une mort physique ou psychique en raison d’un processus d’épuisement de l’énergie dans lequel la surprise joue un rôle clé. La tactique est un thème récurrent dans l’œuvre de Balzac – les métaphores militaires s’étendent à de nombreuses sphères de la vie sociale (Frappier-Mazur 1976) – ; cette recherche se concentrera donc avant tout sur les complots, les manipulations et les stratagèmes utilisés par les personnages de Balzac pour surprendre leur victime et atteindre leur(s) objectif(s). On fera appel à la polémologie (Bouthoul) pour décrire et analyser ces stratégies militaires appliquées à la surprise.

On s’intéressera également de près à la dialogique ordre/désordre. En prêtant une attention toute particulière aux causes de l’épuisement de l’énergie dans La Comédie humaine, on remarquera que cette dialogique ordre/désordre est systématiquement impliquée : plus le désordre s’étend dans l’histoire, plus les personnages s’approchent de l’irréversible : leur propre énergie s’épuise (ils meurent ou deviennent fous). Du point de vue de la thermodynamique, on pourrait dire que les personnages balzaciens vont vers leur entropie. Afin de comprendre le rôle que joue la surprise dans ce processus et les formes qu’il revêt, la thermodynamique sera utilisée comme outil d’analyse.

En ce qui concerne la narratologie, cette recherche se concentrera sur l’ambivalence entre les caractères prédictibles et imprédictibles de la surprise. En effet, Balzac et son lecteur savent ce que le personnage ignore souvent (Umberrto Eco, 1989 et Wolfgang Iser, 1974). Une fois encore, Balzac joue avec la dialogique ordre/désordre.

Enfin, comme l’auteur de La Comédie humaine adopte parfois une approche médicale de la surprise (ou du moins physiologique), explicitée dans de nombreuses digressions où elle est conçue comme un choc provoquant une dépense d’énergie, cette recherche s’efforcera de comparer approche médicale et approche militaire dans l’utilisation de la surprise.

alexandra.delcamp@clutterunibas.ch

Isländische Volkserzählungen im 19. und 20. Jahrhundert
Skandinavistik

Die Nationalromantik im 19. und bis ins frühe 20. Jahrhundert führte zur «Wiederentdeckung» von Volkserzählungen, die in dieser Zeit gesammelt, ediert und veröffentlicht wurden. Diese Publikationen wurden von einer Reihe von Faktoren, darunter politische, kulturelle und wissenschaftliche Rahmenbedingungen beeinflusst. Auch die persönlichen Vorlieben und Überzeugungen der Sammler und Übersetzer spielten eine wichtige Rolle, welche Erzählungen ausgewählt und wie sie ediert und übersetzt wurden.

Die Dissertation untersucht die Geschichte der Sammlung und Übersetzung isländischer Volksmärchen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, wobei der Fokus auf den Werken von Jón Árnason, Magnús Grímsson und Konrad Maurer liegt. Diese ersten Sammlungen sowie handschriftlich gesammelte, aber nicht veröffentlichte Erzählungen stellten eine Grundlage für weitere Editionen und Übersetzungen dar, die das Material jeweils unterschiedlich präsentieren.

Das Hauptziel der Dissertation besteht darin zu verstehen, wie diese Volkserzählungen verstanden, kategorisiert, eingerahmt und möglicherweise angeeignet wurden. Dabei wird untersucht, ob es einen Unterschied zwischen internen und externen Perspektiven auf Island gibt, wobei die Komplexitäten berücksichtigt werden, die sich aus der Zusammenarbeit von Isländern und Nicht-Isländern im Veröffentlichungsprozess ergeben.

Es werden verschiedene Quellen wie Handschriften, Editionen, Übersetzungen, Briefe und Reiseberichte qualitativ analysiert, um zu zeigen, wie die Texte, Editionen und Übersetzungen geformt wurden, um spezifische Wirkungen zu erzielen. Dabei werden Volkserzählungen als ein Forschungsparadigma betrachtet, das sich in einem diskursiven Netzwerk von Wissenschaftlern über einen längeren Zeitraum entwickelt hat und auf früheren Setzungen beruht. Darüber hinaus wird auch der Einfluss der Volkserzählungen auf die Bildung von Forschungsparadigmen in der Skandinavistik analysiert. Relevant ist dies, da besonders in der skandinavistischen Märchenforschung oft Editionen und Übersetzungen herangezogen werden und daher die Editions- und Übersetzungsgeschichte der Volkserzählungen immer noch einen grossen Einfluss auf die aktuelle Forschung hat.

eline.elmiger@clutterunibas.ch

Zustände des Rechts. Umstände der Rhetorik. Eine Literaturgeschichte der Feststellungsform
Neuere deutsche Literaturwissenschaft

Das Dissertationsprojekt untersucht die Wirksamkeit der rhetorischen Feststellungsform in der Literatur neben anderen Zeitenlogiken wie Latenz und Transformation als Effekt der Sattelzeit. Kosellecks Bild aufnehmend, dass die Sattelzeit den Reflex früherer – antiker, mittelalterlicher, frühneuzeitlicher – Zeitschichten zumindest vermeintlich mit zukunftsorientierten Projektierungen engführt, wird ein Momentum des später nicht mehr erreichten Bewusstseins zeitlicher Verbindungen postuliert, in der die modernen literarischen Gattungen eine intelligente Prägung erfahren, die heute ohne Vermittlungsleistungen eine einseitige Rezeption erfahren.

So kann e.g. am Beispiel der Kriminalgeschichte nachverfolgt werden, wie die auf die moralischen Triebfedern bedachte Ermittlung, wie sie etwa Friedrich Schiller 1792 in der Vorrede zum deutschen Pitaval fordert, mit überlieferten, rhetorischen Strategien der Sachverhaltsdarstellung oder Geschichtserzählung, den sog. species facti, zusammenfällt. Zieht man dagegen den zweiten Teil von Jule Vernes 1881 erschienener Jangada zum Vergleich heran, sind zwar die nämlichen Begründungszusammenhänge (nach Hübner 2013) zur Darstellung aufgeboten, nunmehr aber in eins gefallen und zum Genre avanciert, das nicht mehr bereit ist, freiwillig Auskunft über seine argumentative Komposition zu geben.

Auch bei Wieland und Kleist begegnet uns eine bewusste Handhabung sowohl der Statuslehre als auch der Topik, insbesondere im Hinblick auf eine Literatur des Rechts. Es entspricht dem Forschungskalkül meines Dissertationsprojektes, literarische Texte über die officia-Rhetorik prominent als Kunstwerke der Argumentation und deren Zwänge zu lesen.

Noch heute ist die rhetorische Begründungsform in den Gattungskonventionen der modernen Kriminalerzählung eingelassen, wird aber nicht erinnert. Für diese globalere These möchte meine Untersuchung die notwendigen Vorarbeiten in einem nahezu unbeforschten Feld der Literaturgeschichte leisten.

nicolas.fink@clutterunibas.ch

Estética y compromiso de César Falcón
Iberoromanistik

César Falcón ist zwar nicht so bekannt wie die Peruaner Vallejo und Mariategui, spielt aber eine wichtige Rolle in der gesellschaftskritischen Literatur Perús. Seine Vielseitigkeit – Leben in Südamerika, Europa und den USA, Arbeit als Journalist, literarische Publikationen, politisches Engagement gegen den Faschismus, sozialer und ästhetischer Anspruch – machen die Beschäftigung mit seiner Person und seinem Werk spannend. Falcón ist verankert in den verschiedenen literarischen Strömungen der nationalen und internationalen Avantgarde, wie sie in der peruanischen Zeitschrift Amauta abgebildet sind.

Folgenden Kernfragen gehe ich in meiner Arbeit nach:

  • Erfüllt Falcón den Anspruch des literarischen Realismus, der davon ausgeht, dass Erzählkunst die nachgebildete Darstellung der Realität ist?
  • Wie ist dieser Realismus in Falcóns Werk geprägt: romantisch, regionalistisch, sozial? Zeigt er ein Perú der Kontraste?
  • Wie behandelt er das Thema der Indio?
  • In Spanien besteht der literaturgeschichtliche Begriff der «Generación del 27», auch bekannt unter Namen wie Generacón de la Dictatura oder Generación de las Vanguardistas. Es sind dies Dichter, Romanautoren, Essayisten und Erzähler, die sich für die Politisierung der Literatur entschieden haben. Kann Falcón dieser Gruppe zugeordnet werden?

Falcóns Biografie und Werk ist exemplarisch für das Spannungsfeld zwischen ihrem Heimatland und dem Exil, in dem zahlreiche südamerikanische Autoren lebten oder immer noch leben. Entweder pendeln sie emotional, physisch und literarisch zwischen zwei Welten oder haben für sich einen Entscheid getroffen, der auch ihr Werk prägt.

bony.flueckiger@clutterunibas.ch

Bodily Encounters: Nature and Embodiment in British Poetry (2000–2017)
Anglophone Literary and Cultural Studies

This dissertation project joins a vibrant conversation in contemporary literary studies about the challenging nature of nature poetry in the twenty-first century. Rooted in the beginnings of the industrialisation of the eighteenth century, the experienced alienation of humans from nature has recently reached a critical point. Due to an extensive exploitation and destruction of the environment, critical voices today call for alternative viewpoints of human–nature relations beyond anthropocentric visions. In the literary field, a growing popularity of the genre “New Nature Writing” testifies the need to rethink the relationship to nature. Yet, in doing so, authors face a dilemma: How can an appropriate language beyond idealising illusions or human projections of nature in times of an environmental crisis look like?

My dissertation project seeks to explore British poetry by Alice Oswald, Sinéad Morrissey, Kathleen Jamie and Ruth Padel from the year 2000 onwards. It investigates how these texts re-establish the connections between humankind and nature in order to find a language for the concept of nature in the Anthropocene. On the basis of theoretical considerations from “Ecofeminism”, “New Materialism” and phenomenology, the project focuses on the poetic moments of encounter between human and non-human bodies as an experience of common corporality. Drawing on a new conception of materiality, the emphasis of human and non-human corporeality offers poets an access to nature. The framework of ecofeminist-materialistic body politics subjects the selected texts to a reading in which the human-nature-continuum comes to the fore and scrutinises human conceptions of nature as ‘the Other’.

As a result, the project also examines to what extent a materialistic approach closes the gap between language and nature in order to find out how contemporary poetry can write about nature in times of environmental crisis.

michaela.frey@clutterunibas.ch 

Die Typologien der Geschichte – eine neue Poetik des historischen Romans
Deutsche Literaturwissenschaft

Das Dissertationsprojekt versucht, über den Begriff der Typologie eine neue Poetik des historischen Romans zu formulieren. Haben bisherige Zugänge in der Forschung vor allem Narrationstheorien für die Beschreibung des Genres bemüht, wird hier ein Konzept verwendet, das ursprünglich aus der Bibelexegese stammt. Im Zentrum steht dabei zunächst die Beobachtung, dass sich ein klares Muster der historischen Imagination feststellen lässt: Die Verschränkung von dargestellter Vergangenheit und jeweiliger Gegenwart der poetischen Texte wird im Modus von Verheissung (Typus) von Erfüllung (Antitypus) gedacht. Erfährt also bspw. die Reformation ihre Vollendung in der Französischen Revolution? Oder erscheint der Dreissigjährige Krieg als Typus des Ersten Weltkriegs? Die so (auch implizit) formulierten Parallelen sowie Analogien von historischen Epochen, die sich als steigernde Wiederholungen ausnehmen, sind als gattungskonstitutives Merkmal der Gattung in den Fokus zu rücken.

Den jeweiligen Typologiebildungen ist anhand exemplarischer Interpretationen verschiedener historischer Romane nachzugehen. Ein Schwerpunkt des Projekts liegt dabei auf der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Arnim, Tieck, Alexis), als der historische Roman zu einer dominierenden Gattung aufgestiegen ist. Es werden aber noch weitere Texte (z.B. von Scheffel oder Döblin) in den Blick genommen, betrifft die These doch die Gattung im Allgemeinen. Methodisch stellt sich darüber hinaus die Frage, in welchem Verhältnis die Typologie zur Narration platziert werden muss und wie sie weiterentwickelt werden kann, damit sie als poetologische Kategorie auf Texte anwendbar ist, die eigentlich überhaupt nicht in ihren Geltungsbereich fallen. Dafür ist auf Konzepte von Erich Auerbach, Walter Benjamin und Aby Warburg zurückzugreifen, die sich alle intensiv mit dem Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart sowie der Möglichkeit der Aktualisierung von bestimmten Traditionsbeständen auseinandergesetzt haben, was sich für die Denkfigur der Typologie als äusserst fruchtbar erweist.

emmanuel.heman@clutterunibas.ch

 

Le gaz d’éclairage à Paris dans la littérature française du XIXe siècle (1812–1889). Pour une technocritique.
Französische Literaturwissenschaft

Le projet se donne pour objectif d’étudier les représentations du gaz d’éclairage à Paris dans la littérature française du xixe siècle, et de chercher à déterminer l’influence que cette innovation a pu avoir sur les modalités mêmes de la représentation littéraire.

Bien qu’il existe des travaux épars sur la question (Compagnon, Leahy, Montandon, Benjamin, Delattre, Biancini), ce travail part du constat qu’aucune étude d’envergure n’a été menée sur la représentation artistique et littéraire du gaz d’éclairage (Williot, Beltran). La thèse a pour ambition de combler cette lacune pour la littérature, d’une part en analysant la représentation des transformations sociales que la technique a engendrées, et d’autre part en cherchant à mettre en évidence les conséquences proprement formelles que le gaz d’éclairage a eues sur la poésie, le roman et la nouvelle (le théâtre est exclu en raison des travaux déjà menés sur l’éclairage scénique). À cette fin, la thèse mobilise différents outils critiques, notamment l’épistémologie, l’épistémocritique, la sociocritique, l’histoire des idées et la métaphorologie.

D’un point de vue théorique, ce travail veut aussi contribuer à attirer l’attention des chercheurs sur la fécondité de l’approche consistant à étudier les relations entre technique et littérature. C’est pourquoi la thèse a pour objectif de comporter un volet réflexif, lequel vise à proposer une méthode d’analyse baptisée « technocritique » dont le but est de fournir à la critique littéraire des outils à la fois conceptuels et pratiques pour étudier les interférences entre ces deux champs de l’activité humaine qui n’ont que trop rarement été mis en rapport.

a.houplain@clutterunibas.ch

Digressio – Ein umwegiger Pfad zur Prosa
Deutsche Literaturwissenschaft

Das Promotionsprojekt versucht, durch eine Rekonstruktion verschiedener Digressionskonzepte Fragestellungen auszudifferenzieren, welche im Horizont eines spekulativen Begriffs der Prosa virulent werden. Ein problemorientierter Durchgang durch die Ideen- und Begriffsgeschichte der digressio und intensive Lektüren von radikal exkurshaften Texten stellen eine ‘Theorie der Digression’ in den Fluchtpunkt der Reflexion, welche digressio im Unterschied zu narratio als ein eigenständiges Textprinzip postuliert. Ein Legitimationsversuch dieser Eigenständigkeit wird durch die Koppelung der digressiven Textorganisation mit Begriff des Raumes begangen: Digressive Strukturen, so die These, lösen den Text aus dem linearen Paradigma des narrativen Fortschreitens – Prosa expandiert zum Textraum.

http://theorie-der-prosa.ch/

achim.imboden@clutterunibas.ch

Reflected in the City: Reading Identity through City Spaces
Anglophone Literatur- und Kulturwissenschaft

Drawing on Michel de Certeau’s suggestion that the citizen engages with the city space as a separate agent within the city, this dissertation explores the engagement of fictional texts with the city space as a tool of characterisation. De Certeau has proposed that the very act of moving through a city is an act of spontaneous “reinscription” that resists its architectural, structural design. Focusing on urban novels of the 21st century (Teju Cole’s Open City, Arundhati Roy’s The Ministry of Utmost Happiness, and Mohsin Hamid’s Exit West, among others), the project asks how cities are appropriated as narrative tools to address individual characterisation. Are cities mere backdrops for the stories we tell? Or do they play a more active role in constructing individuals within narrative? The parallels between individual characters and the cities they inhabit will be addressed through a discussion of how subjects project their backgrounds onto the cities, how this is adopted into the cityscape, and how the city reflects this projection back onto them. In this way, the adoption, alteration and/or reflection of, for instance, individual and collective trauma are analysed. By drawing on de Certeau’s conceptualisation of the ‘use’ of the city space and Merlin Coverley’s concept of psychogeography, this approach raises questions about the agency of the city in shaping individual lives while considering how the urban space engages with variegated memories and histories present within its walls. Though much work has been done on the city in literature, this paper will contribute to and expand the research field by establishing a parallel between individual identity construction and the cityscape. In this way, it will theorise the city’s agency to endure – and shape – countless memorial trajectories. With the growing prevalence and rising complexity of contemporary cities in an increasingly mobile world, this project will add necessary, nuanced insights to identity construction in the modern world.

tamaradima.imboden@unibas.ch 

Zur Affektpoetik des Abenteuerromans (1719–1926)
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft

Das Dissertationsprojekt hat zum Ziel, das Genre des Abenteuerromans vom Affekt her aufzuschlüsseln. Zentral dabei sind die Affekte des Staunens, der Faszination, der Überraschung und des Schreckens. Abenteuerromane, so die Ausgangsthese, zielen darauf ab, über die inhaltliche Darstellung und narrative Konstruktion von Begegnungen mit dem Neuen und Aussergewöhnlichen intensive affektive Zustände hervorzurufen. Ein grundlegendes Erzählprinzip der Romane ist jedoch, dass das generierte affektive Potential im Angesicht der mannigfaltigen Gefahren sogleich abgelenkt, bewältigt und kanalisiert werden muss.

Das auf der Schnittstelle zwischen Germanistik und Anglistik angesiedelte Dissertationsprojekt umfasst drei historische Schwerpunkte. Zunächst soll der 1719 erschienene Roman Robinson Crusoe von Daniel Defoe und die für die Verbindung von Abenteuer und Affekt entscheidenden Affektpoetiken des 18. Jahrhunderts in den Blick genommen werden. Der zweite Schwerpunkt befasst sich mit deutschen ethnographischen Abenteuerromanen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (Sealsfield, Gerstäcker, Möllhausen), einer Zeit, in der sich der Abenteuerroman als Genre etabliert. Der dritte Schwerpunkt fällt in eine Phase der Pluralisierung des Abenteuerromans am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert. Beachtung finden sollen hier einerseits typische und äusserst populäre Vertreter des Genres (H. Rider Haggard, Robert Kraft) aber auch Romane, welche das Abenteuer in einer Krise zeigen (Conrad, London, Traven).

Um die komplexen Affektgeschehen abzubilden, wird die Arbeit sowohl affektive Zustände auf der intradiegetischen Ebene als auch auf der Ebene der Rezeption, insbesondere die Machart des Textes und die Art und Weise der medialen Inszenierung, untersuchen. Diese Analysen ergänzen soll ein diskursanalytischer Fokus, welcher jeweils kulturelle und historische Zusammenhänge, Entstehungsbedingungen und rezeptionsgeschichtliche Aspekte in den Blick rückt. Dies ermöglicht den für diese Arbeit zentralen Dialog zwischen narratologischen und poetologischen Fragestellungen und historischen, sozial- und mediengeschichtlichen Kontextualisierungen der Phänomene Abenteuer und Affekt.

ella.imgrueth@clutterunibas.ch 

Assimilation, Hybridität, Widerstand: «Afrikanität» und Imaginationen transkultureller Begegnungen in deutscher und afrikanischer Literatur des 20. Jahrhunderts
Deutsche Literaturwissenschaft

Das Promotionsprojekt beschäftigt sich mit der Herausarbeitung von Identitätskonzepten wie der «Afrikanität» innerhalb von transkulturellen Begegnungen deutsch-afrikanischer Literatur. Die Hybridität der Begegnungen soll dabei vor allem auf ihr subversives Potential hin untersucht und die Mechanismen des Austausches durch die von Edward Said eingeführte kontrapunktische Lektüre ermittelt werden.

Einbezogen werden afrikanische (Michel Tété Kpomassie, Giselher Hoffmann) und deutsche Autor*innen (Gunther Geltinger, Thomas von Steinaecker, Christian Kracht), daher ist die Begegnung in einem doppelten Sinne zu verstehen: Einerseits als poetologisches und narratives Muster in der Literatur und anderseits ein hypertextuelles, schriftbildendes Pendel und dritter Raum zwischen Europa und Afrika. Zu untersuchende Begegnungsstätten sind intertextuelle Begegnungen durch das Rezipieren von Büchern, auf dem Dorfplatz (klassische first-contact-scenes), auf der Reise und im Nachtleben. Die Texte werden in Form von sogenannten «Vignetten» in ihrem Potential als soziale Situationen präsentiert.

Begegnungen in Form von first-contact-scenes sind nicht nur aus einem historisch-ethnologischen Blickwinkel her interessant. Das problematische Verhältnis von «sprechen mit» und «sprechen über» durchzieht die sich mit Afrikanität befassenden Textbeispiele. Transkulturelle Begegnungen sind ohne einen gemeinsamen Sprach- oder Kommunikationspool nicht möglich – oftmals konstruiert Literatur jedoch auch Begegnungen, in welchen die Art der Sprechakte auf ein hegemoniales Ungleichgewicht hindeuten. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn den Kolonisierten fiktive und bis hin zur Absurdität reichende Sprache in den Mund gelegt werden oder sie, wie von Gaystri Ch. Spivak festgestellt, nur mundtot Eingang in den Text finden.

Das Korpus besteht aus verschiedenen Textgattungen (Romane, Autobiographien, Ethnographien) aus dem 20. Jahrhundert

anna.karsko@clutterunibas.ch

Erzählung und Landschaft – Landschaftsnarrativierungen in der Vatnshyrna und Pseudo-Vatnshyrna
Skandinavistik

In der mittelalterlichen isländischen Literatur können wir heute die Werdung einer Kulturlandschaft nachvollziehen. In Sammelhandschriften, die zumeist im 13. und 14. Jahrhundert entstanden sind, wird unter anderem vom Prozess der Erschließung der bis ins 9. Jahrhundert unbesiedelten Insel erzählt. Darin erfahren wir etwas über die Erkundung von Seerouten und Landwegen, die Benennung von Orten als Orientierungs-punkte in einer noch unbekannten Landschaft und die allmählige Historisierung einer bewohnten Kulturlandschaft. Mich interessiert vor allem, wie und zu welchem Zweck Landschafts-, Weg- und Wetterbeschreibungen sowie Benennungen von Orten Eingang in den Sagatext gefunden haben und wie auf diese Weise aus der Landschaft selbst eine kulturelle Größe mit bedeutungskonstituierender Wirkung für die isländische Gesellschaft geworden ist. Dabei untersuche ich zum einen, welche Formen der Orientierung und Landschaftswahrnehmung sich aus dem Text erschließen lassen. Zum anderen frage ich, was uns die Prozesse der Narrativierung über den kulturellen Wert von Landschaftswissen verraten und welchen gesellschaftlichen Zweck das Erinnern dieses Wissens erfüllt hat. Was kann uns der Umgang mit Landschaft im Text über den Kontext und den Überlieferungsanlass einzelner Sagas und Kompilationen sagen? Dafür untersuche ich die eng verwandten Sammelhandschriften Vatnshyrna und Pseudo-Vatnshyrna, die beide ca. 1390er entstanden sind. Die darin überlieferten neun Isländersagas und vier kürzeren Erzählungen behandeln alle in ihren Hauptsträngen Orte in Nord- und Westisland, so dass das in ihnen überlieferte Landschaftsbild intertextuell ausgewertet werden kann. Ich die Sammlung innertextuell, im Überlieferungsverbund und in Stichproben vergleichend mit anderen Überlieferungsträgern auf das in ihnen narrativierte Landschaftswissen. Anhand einer literarisch-anthropologischen Textanalyse, die auf einer präzisen Kenntnis der isländischen Landschaft aufbaut, möchte ich die aktuelle Sagaforschung um eine Perspektive erweitern, die es ermöglicht, den Erfahrungshorizont des ehemals intendierten Publikums in die heutige Analyse einzubeziehen und so den Überlieferungskontext altisländischer Literatur besser zu verstehen.

Das Projekt wird durch die FAG Basel unterstützt.

Nora.Kauffeldt@clutterunibas.ch

Between Memory and Forgetting: Altering the Temporal Border of the Armenian Soviet Colonial Past as an Act of Resistance
Slavistik

This dissertation aims to investigate Armenian young artists' engagement with arts and culture as a mechanism of negotiation and resistance against tangible and intangible traces of the Soviet colonial past in contemporary Armenia. The research questions: How do young Armenian people reimagine the Soviet past by challenging the memories of older generations and transforming the material reminiscence of the past by aesthetic means? To investigate this question I conduct visual readings of photostories and comic books and do semi-structured interviews with the authors. This is the first in-depth investigation of youth art in the sociopolitical context of post-Soviet Armenia. To examine these artistic productions and their engagement with post-Soviet Armenian reality, the study uses the multidisciplinary theory of border aesthetics as a touchstone, with a focus on the concept of temporal borders that mark the political transition from Soviet to post-Soviet Armenia.

Although Armenia became independent in 1991, the country remains economically and politically dependent on Russia. With the ongoing wars between Armenia and Azerbaijan, Russia, as a ‘peacekeeper’ between these countries, has the power to define Armenia's geopolitical borders. This power dynamic between Armenia and Russia impacts Armenia's current politics, where relationships between countries are defined as 'friendly'. As a result, young people find it challenging to question the country's colonial past and its effects on the present.

In Armenia’s current political climate, the government blends the Soviet past with the country's present nationalist agenda, and the older generation’s experiences with the Soviet past are linked to their childhood nostalgic memories, often rendering them politically inactive. Young artists caught between the nostalgic memories of older generations (passed down to them through stories and becoming a part of the post-Soviet generations' childhood) and the government's political choice to forget the Soviet past, often resisting either approach to question the past and its impact on the present.  By theorising the new conceptual approaches proposed by the works of young Armenian artists, my research will contribute to the development of new critical languages for understanding (post)Soviet coloniality. It will aid in reading the specificity of these forms of coloniality and their strong effects on the present.

lilit.khandakaryan@clutterunibas.ch

Paradoxer Umgang mit dem erotischen Begehren im Werk von Michel Houellebecq und Woody Allen
Allgemeine Literaturwissenschaften

Das Dissertationsprojekt hat zum Ziel, anhand des literarischen Werkes von zwei Autoren, Michel Houellebecq und Woody Allen die paradoxen Kulturtechniken des Umgangs mit dem erotischen Begehren zu untersuchen. 

Es geht von der Hypothese aus, dass sozialer und individueller Umgang mit dem Begehren über ein vielseitiges Geflecht von Verboten, Dogmen und Normen reguliert und kontrolliert wird. Diese Verbote, Dogmen und Normen können je nach politischem System, Zeit und Religion sehr verschieden sein. Es wird vorausgesetzt, dass sie auf tief verankerten kulturellen Konditionierungen ruhen, die diskursiv, interpassiv und performativ (durch Verhalten und körperliche Praktiken) hergestellt und vermittelt werden. Laut der These kann die Besonderheit des Umgangs mit dem erotischen Begehrens im literarischen Werk von Houellebecq und Allen gerade darin liegen, dass es sich den diskursiven, interpassiven und performativen Formen der Tabuisierung immer wieder entzieht, jedoch dadurch wieder neue Verbote, Normen und Ausgrenzungen auf sich zieht.

Forschungsdatenbank

Illya Kirzhners Profilseite

i.kirzhner@unibas.ch

Handschriftliche Romane? Mediale und narrative Formationen der isländischen Sagaliteratur im 18. und 19. Jahrhundert
Skandinavistik

Das skandinavistische Dissertationsprojekt untersucht Formationen der isländischen Prosatradition im 18. und 19. Jahrhundert und verknüpft die moderne Literaturproduktion Islands mit ihrer Vormoderne im Kontext europäischer und aussereuropäischer Literaturen.

Im Zentrum des Dissertationsvorhabens stehen isländische Erzähltexte, in denen sich in Anlehnung an Michails Bachtins sprachphilosophischen Ansätzen eine „Romanhaftwerdung“ abzeichnet. Die Veränderungen in der Form der Darstellung, die sich in einem neuen Verständnis von Stimme, Folge und Fokalisierung im Erzähltext äussern, sollen mit materiellen und paratextuellen Beobachtungen in Beziehung gesetzt und untersucht werden: Die spätvormoderne, genuin isländische Prosaüberlieferung nimmt in den europäischen Literaturen eine Sonderstellung ein, da sie bis ins 19. Jahrhundert hinein beinahe ausschliesslich handschriftlich verfasst und überwiegend anonym in Sammelhandschriften tradiert ist. Welche Anteile das Materielle am Erzähltext selbst hat, soll mittels einer historisch-informierten „material narratology“ an Texten wie Sagan af Níels eldra og Níels yngra, Saga af Parmes Loðinbirni oder Sagan af Árna Yngra Ljúfling untersucht werden. Eine solche Lektüre erlaubt es, die Erzähltraditionen des 18. und 19. Jahrhundert nicht nur aus einer philosophischen und ökonomisch-historischen Perspektive zu lesen – wie dies unter Einfluss des Romanforschers Ian Watts vor allem geschehen ist. Sondern ermöglicht einerseits neue Zugänge zu den Erzähltexten, die jene narrative Verfahren in den Mittelpunkt rücken, die das „Romanhaftwerden“ insbesondere bestimmen, und berücksichtigt andererseits die Materialität und Paratextualität der isländischen Prosaüberlieferung.

m.knoepfle@clutterunibas.ch

Bestiaire et biotope végétal dans la littérature de jeunesse de Côte d’Ivoire
Französische Literaturwissenschaft

Destinée à un lectorat dont l’âge maximal est d’environ 15 ans (Paul Aron, Denis Saint-Jacques et Alain Viala, Le Dictionnaire du littéraire, Presses Universitaire de France–PUF, 2010, p.227–228), la littérature de jeunesse n’éclot sous forme imprimée dans un pays comme la Côte d’Ivoire que vers 1950 (Bernard Dadie, Gabriel Tiacoh). Dans les années 1980 le rythme de publication s’accélère, notamment sous la plume de femmes (Jeanne de Cavally, Véronique Tadjo, Murielle Diallo, Annick Assemien, Micheline Coulibaly) et cette tendance s’accentue après 2000. Les études universitaires sur la littérature de jeunesse en « Afrique » se développent pour leur part à partir des années 80 (Régina Traore 1979), mais bien que ce nouveau domaine d’études ait trouvé sa place dans les ouvrages de référence (O’Sullivan, 327–28), les textes destinés à la jeunesse africaine demeurent bien moins étudiés que les genres destinés aux adultes (Jean Foucault, 4). Ainsi, les deux seules études portant spécifiquement sur la littérature de jeunesse ivoirienne, anciennes, proposent soit un panorama général (Traore 1987), soit l’analyse d’un marché éditorial qui pesait encore en 2000 moins de 2% de la production locale (Sié Konate). Vingt ans plus tard, cette production demande donc à être revisitée et dans cette optique, accorder un intérêt particulier à la place qu’elle a donnée, des origines à nos jours, au bestiaire et à l’environnement végétal s’impose pour trois raisons principales. (1) Pour les 49% de la population ivoirienne habitant en zone rurale (Banque mondiale 2018), la nature et en particulier la forêt demeure un espace de vie. Il en résulte un rapport de proximité « réelle » à un tel milieu d’autant plus marqué qu’il recoupe des investissements rituels et sacrés modulés selon les ethnies et que ce milieu naturel se trouve simultanément au cœur des symboliques identitaires nationales, comme le montre, outre le nom même du pays (Côte d’Ivoire), la double référence du drapeau ivoirien à l’orange de la savane et au vert de la forêt. (2) Ces référents sont pourtant entrés en crise, pour des raisons à la fois sociales, économiques et environnementales : près de 80% de la forêt a disparu depuis 1960 et après la crise politique de 2002 à 2011, sa protection a été reconnue comme une priorité gouvernementale (LE MONDE, 8 oct. 2019). En d’autres termes, la littérature de jeunesse ivoirienne a dû se développer en prenant en charge l’expression d’un rapport anthropologique et culturel à la faune et la flore distinct de l’expérienceproposée aux enfants occidentaux, mais aussi relever le défi d’une crise accentuée du monde naturel. (3) Or un tel corpus n’occupe encore qu’une place très marginale dans le type de textes étudiés par les courants théoriques qui, depuis une trentaine d’années, s’attachent à repenser les liens entre littérature et nature (Collot, Garrard, Simon, Wesphal).

Mon projet de thèse, propose donc d’aborder sous un angle innovant, la manière dont les auteurs traitent le bestiaire et l’environnement végétal. (1) L’analyse interne des textes sera associée à une interrogation sur les relations qu’ils établissent entre ces motifs et une identité culturelle ivoirienne potentiellement multiple. (2) Les œuvres seront aussi abordées en exploitant les perspectives critiques récentes portant sur les liens entre littérature et vivant, approches qu’il s’agira toutefois de mettre simultanément à l’épreuve d’un tel corpus, puisque, paradoxalement, les acteurs de l’écocritique, de la zoopoétique, etc., se sont peu confrontés à ce type d’ouvrages – productions pourtant issues d’un territoire clairement identifié par la communauté scientifique comme une des zones cruciales pour la biodiversité, et ensemble de textes adressés aux plus jeunes (alors même que l’idée du caractère à venir des principaux défis environnementaux domine les débats). Ce projet a donc une double ambition : doter la communauté scientifique d’un discours expert interrogeant l’articulation science-littérature, nature-homme, homme-environnement dans une littérature de jeunesse sub-saharienne de langue française, et défendre la pertinence de la prise en compte d’un tel corpus, « local », dans la réflexion « globale» sur ces questions.

seydou.konate@clutterunibas.ch

Seydou Konates Profilseite

Time and Place in Contemporary Literature of the U.S. South
Anglophone Literatur- und Kulturwissenschaft

Abstract folgt.

corin.kraft@clutterunibas.ch

Übersetzung und Kulturtransfer im hochmittelalterlichen Skandinavien am Beispiel des Pamphilus
Skandinavistik

Ziel des Dissertationsprojektes ist es, die Entstehung der Handschrift De La Gardie 4–7 (ca. 1270 Bergen; jetzt in Uppsala Universitätsbibliothek) in einen breiteren Kontext kulturellen und intellektuellen Austausches einzubetten. Bei der Handschrift handelt es sich um einen ausgesprochen ertragreichen Forschungsgegenstand, da sie übersetzte Werke verschiedenster Genres enthält. Die Dissertation wird sich auf die Pamphilus saga konzentrieren, welche aus dem Mittellateinischen in das Altnordische übersetzt wurde.

Die Übersetzungspraxis selbst wird vor dem theoretischen Hintergrund der Polysystem Theorie untersucht. Hierbei spielen textuelle und intertextuelle Netzwerke eine bedeutende Rolle. Der Kontext der Übersetzung innerhalb der altnordischen Literatur vor ca. 1300 wird mithilfe einer Analyse der Lexik der Pamphilus saga herausgearbeitet. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Verwendung spezifischer Lexeme in anderen Texten vor ca. 1300.

Die Ergebnisse dieser Analyse werden in ein größeres Netzwerk kulturellen und intellektuellen Austausches eingebettet, welches anhand personeller, institutioneller und anderer Verbindungen rekonstruiert wird. Die Wechselbeziehung zwischen Übersetzung und den Dynamiken kultureller Netzwerke ist in der Polysystem Theorie bereits angelegt und soll im Laufe der Studie stärker sichtbar gemacht werden.

Die Analyse und Bewältigung des Datenmaterials ist durch den Einsatz verschiedener technologischer Lösungen möglich. Eingesetzt werden bspw. Graphendatenbanken und Software zur Netzwerkanalyse. Der Großteil des Korpus ist bereits in digitaler Form verfügbar, muss jedoch durch selbst in Python entwickelte Software aufbereitet werden. Das Projekt und die Forschungsdaten sind mit dem Ziel der langfristigen Nutzbarkeit konzipiert. Zu diesem Zweck ist eine experimentelle Anpassung der CIDOC-CRM Ontologie zur Verwendung im Bereich der altnordischen Philologie Teil des Projekts.

sven.kraus@clutterunibas.ch

Les rencontres entre humain et animal dans la littérature française du XVIe siècle

Französische Literaturwissenschaft

Avec l’élargissement des frontières géographiques, le savoir et les représentations que la Renaissance porte sur les hommes et les animaux doivent être réaménagés afin d’intégrer à chacun de ces deux groupes des êtres jusqu’alors inconnus. Cette mise en contact nous est d’abord transmise par les récits de voyages ou les entreprises de recension zoologique, mais c’est presque toute la littérature du XVIe siècle, et notamment la narration fictionnelle, qui relaie ces co-présences humaines et animales puisque, en pleine période de crise religieuse et politique, culturelle et intellectuelle, et alors que la domination du latin se voit ébranlée par les langues vernaculaires, la littérature de langue française peut trouver dans le trope de la rencontre homme-animal un lieu propice à l’interrogation des procédures de construction des discours (religieux, moral, historique, symbolique, scientifique, etc.). En effet, dans l’interaction entre l’homme et l’animal sont en jeu deux entités dont les langages ne communiquent pas de façon transparente et dont les hiérarchies se révèlent troublées. Ce questionnement se retrouve aussi dans les rapports souvent banals entretenus au quotidien avec tous les animaux et définis de longue date par les textes antiques. Ce travail de recherche tend donc à préciser la complexité des relations entre les hommes et les animaux telles que la littérature du XVIe siècle les représente. 

augustin.lesage@clutterunibas.ch

Approches de la connaissance chez une sélection de scientifiques-poètes modernes et contemporains
Französische Literaturwissenschaft

L’objet de la recherche est d’analyser l’approche de la connaissance dans les poèmes, essais et écrits de vulgarisation d’une sélection de scientifiques-poètes modernes et contemporains: les astrophysiciens Aurélien Barrau, Rebecca Elson et Jean-Pierre Luminet, le neurobiologiste Georges Chapouthier, le chirurgien Loránd Gáspár, l’immunologue Miroslav Holub, et l’agronome Suzanne Mériaux. 

Le contexte théorique se réfère aux évolutions récentes des statuts philosophiques respectifs de la poésie et des sciences au regard de la démarche de connaissance, champ qui convoque nombre d’enjeux cognitifs. Au nombre de ceux-ci figurent les positionnements respectifs de la poésie et des sciences quant à la vérité philosophique ainsi que la complémentarité des méthodes scientifiques et des démarches poétiques. Cet aspect amène à examiner le rôle des métaphores, des analogies et des modèles, du langage et de l’imagination dans les deux domaines, tout en interrogeant l’objectivité revendiquée des sciences, laquelle est souvent opposée à la perception d’une subjectivité propre à la poésie mais mise en doute par le mouvement constructiviste. À la perception souvent répandue d’une séparation croissante entre la démarche scientifique et la culture humaniste et d’une prééminence de la première au détriment de la seconde (pouvant aller jusqu’au réductionnisme scientifique) répondent des tentatives de rapprochement de la poésie et de la science à l’époque moderne. Dans ce contexte, les œuvres poétiques de scientifiques présentent un intérêt particulier, d’autant qu’il n’existe pas encore de recherche comparée incluant des scientifiques-poètes contemporains de langues française et anglaise et s’attachant à dégager leur spécificité.

La problématique de départ consiste à rechercher comment les scientifiques choisis approchent la connaissance dans leurs œuvres poétiques, en plaçant leurs démarches dans le contexte théorique précédemment évoqué des positionnements philosophiques respectifs de la poésie et des sciences et dans la perspective historique et culturelle adéquate. Les objectifs de recherche incluent d’examiner comment la méthode scientifique et la démarche poétique se marient et se complètent en pratique, et comment l’angoisse générée par un savoir objectif peut se traduire en poésie. La méthodologie consistera, après avoir consacré les chapitres liminaires aux évolutions des rapports entre poésie, sciences et philosophies/ontologie dans une perspective historique littéraire et culturelle tenant compte des différences nationales, à analyser le corpus constitué par les œuvres littéraires des sept scientifiques-poètes proposés. Le travail entrepris vise à permettre de mieux comprendre comment les scientifiques-poètes étudiés ont articulé la démarche poétique et la démarche scientifique, en particulier concernant le rôle de l’imaginaire dans l’invention et la créativité et l’usage du langage, des métaphores et des analogies, et comment l’œuvre de ces auteurs contribue au positionnement actuel des humanités par rapport aux sciences au regard des grandes interrogations existentielles contemporaines telles que celles liées à l’angoisse écologique et à l’incertitude éthique quant au devenir de l’homme.

catherine.lezon@clutterunibas.ch

Re-mapping the Fallen Empire: (Post-)imperial Anxiety and Peripherality in Russian Literature, 1985–2020
Slavistik

The collapse of the Soviet Union and the subsequent re-organization of social, economic, and cultural relationships between its former republics and the regions within them irreversibly altered the idea of what often is referred to as the “post-Soviet” space. Especially within the Russian Federation, considerable unease with the changing of the status quo has characterized much of the public discourse between the fall and the Soviet Union. Responses to the shifting of cultural, political and economic hierarchies have taken manifold shape, ranging from deconstructions of the imperial past all the way to straight-up neo-imperial and nationalist currents.

This project investigates the literary responses to Russia’s (post-)imperial anxiety that emerged in the Russian Federation between 1985 and 2020 and addresses it as a problem of the cultural imagination of post-Soviet spatialities revolving around shifting notions of peripherality and centrality. To this end, I ask two core questions:

a) Which role does the negotiation of peripherality and centrality play in shaping the cultural imaginary of social, economic, and cultural hierarchies both within the Russian Federation and between Russia and the successor states of former Soviet republics?; and

b) How is this cultural imaginary co-shaped by the affordances of literary genres, narrative conventions and specific poetics spatial imaginations?

In doing so, the project focuses particularly on Russian literature’s construction, transformation and contestation of spatialized hierarchies within Russia and the post-Soviet space as a tool to “locate” oneself on the significantly altered new mental maps of the post-Soviet era. Particular attention is devoted to the importance of the element of peripherality as a core constituent of literary responses to Russia’s new (post-; neo-; pseudo-)imperial state.

I address these issues on the basis of a diverse set of Russian literary texts published between 1985 and 2020. This body of works includes, among others, the deconstructivist texts of writers like Vladimir Sorokin, Viktor Pelevin or Natalia Kliuchareva, the post-apocalyptic fiction of Dmitri Glukhovsky, Tatiana Tolstaia and others, the neo-naturalist prose of Roman Senchin, as well as current neo-imperial writings by Zakhar Prilepin and Pavel Zarifullin.

thomasfritz.maier@clutterunibas.ch 

Remapping the outmoded in rural England, 1870–1995
Anglophone Literatur- und Kulturwissenschaft

Drawing on the work of Walter Benjamin and his surrealist-inspired theory of the outmoded, this dissertation project re-reads rural England from 1870–1995 through the works of five authors – Thomas Hardy, Mary Butts, John Cowper Powys, Ithell Colquhoun and W.G. Sebald – whom I propose as central participants in a previously unrecognized tradition of rural modernity. The project examines how these writers stage encounters between outmoded forms (objects, figures, rituals) and modernity which create new spatio-temporal assemblages, refiguring the rural as a dialectical space where outmoded forms are recuperable in combatting capitalist encroachment upon rural landscapes. Utilizing a theoretical approach more usually applied to urban settings, the project asks how Benjamin’s urban-focussed conception of the outmoded may be read to incorporate the rural; and how the encounters between the outmoded and modernity staged by these authors provide a means of mobilizing the rural at the intersection of capitalism, globalization and rural traditions.

The project employs a methodology that investigates both the formal and narrative strategies deployed by these authors, as well as examining how literature is able to represent performance forms such as folk drama and ritual. Through this methodology, which I term literature as performance, the project aims to show not just how these texts utilize the outmoded as a narrative device, but also how the outmoded becomes a formal part of their expression, realizing Benjamin’s radical model of historicity as performance. In doing so, these writers forge new ways of framing the rural, not as a nostalgic pastoral retreat, but as a repository of history that is of equal importance in the formulation of modernity as the metropolitan city.

thomas.manson@clutterunibas.ch

Curiosité et cure de soi dans la pensée de Michel de Montaigne
Französische Literaturwissenschaft

Ce projet a pour vocation d’interroger sur un plan sémantique, axiologique, rhétorique, épistémologique et anthropologique, les équivoques et les tensions dont la notion polysémique de « curiosité » est porteuse à la fin du XVIe siècle, et concerne plus particulièrement le rôle complexe et bifrons qu’elle joue dans l’ensemble de la production montanienne, manuscrite, imprimée et hybridant souvent la main et le « moule » typographique. L’enquête portera donc aussi bien sur les ouvrages destinés à la publication, tels que les Essais (1580-88/95), que des textes réservés à une fin privée, comme les inscriptions sur les poutres de sa bibliothèque et le Journal de voyage (1580-1), où le Bordelais, dans son double rôle de touriste et de curiste, ne cesse de problématiser les articulations entre curiosité(s), soin et souci de soi.

Afin d’étudier les spécificités de l’approche montanienne de la « curiosité », notion dont l’ambiguïté n’a que trop souvent été escamotée par les critiques qui ont privilégié les définitions modernes aux sens historiques rattachés à l’étymon latin cura, l’analyse sera menée en termes de configurations inter- et intratextuelles dynamiques. Ainsi, la curiosité sera abordée

1/ comme mot, dans son rapport à une série de parasynonymes généralement partiels, parce que relatifs à des contextes discursifs particuliers ;

2/ comme concept qu’il s’agira d’envisager sur le fond des discours dominants avec lesquels Montaigne doit s’accommoder, tout en ne créant pas moins son propre lexique et sa propre sémantique par rapport au milieu intellectuel pétris de normes fixées par la doxa philosophique et patristique ;

3/ comme thème littéraire prisé depuis l’Antiquité, où la mythologie gréco-romaine et la culture chrétienne développent de nombreux lieux communs à son propos ; et, enfin,

4/ comme pratique et modalité concrète de la pensée et du discours de l’auteur. En vertu du rebond réflexif qui le caractérise, Montaigne est curieux d’objets « singuliers », « étranges », « divers », « difformes », et « monstrueux », comme il en est un lui-même, curieux de la curiosité comme topos littéraire, et curieux de sa propre curiosité, qui serait, avec l’étonnement et l’admiration, en tant que « passion cognitive » (L. Daston), condition de possibilité de la philosophie, mais aussi son plus intime danger dans un monde conçu comme une « branloire perenne » (III, 2). Il s’agira de penser la curiosité aussi bien à travers les objets spécifiques qui la suscitent ou qu’elle découvre, voire fabrique, qu’à travers les affects que ces objets mêmes suscitent, et de mettre à jour le lien entre la curiosité comme manière de voir le monde, art de vivre et mode d’écrire.

Méthodologiquement, ce travail s’inscrira à la croisée de l’histoire des émotions, de l’histoire littéraire et de l’histoire intellectuelle de la Première Modernité, époque où sont plus que jamais éprouvées les limites, mais aussi les possibilités de la connaissance humaine. En associant à l’analyse interne des textes une étude des dynamiques culturelles au sein desquelles ils participent à l’élaboration de nos représentations, le projet cherchera à articuler poétique et interdisciplinarité et comblera ainsi une lacune importante dans le domaine florissant des études montaignistes. Une piste particulièrement novatrice relève de l’hypothèse d’une solidarité fondamentale entre la curiosité et le genre de l’essai, qui se construit dans un rapport intime non plus seulement avec le scepticisme, mais encore avec l’écriture de soi.

r.martic@clutterunibas.ch

Homosexualität und Heteronationalismus in der zeitgenössischen russischen Literatur

Slavistik

Seit der Einführung des Gesetzes gegen die ‚Propaganda nichttraditioneller sexueller Beziehungen‘ im Jahr 2013 ist das Thema Homosexualität in Russland verstärkt ins Zentrum des öffentlichen Diskurses gerückt. Homosexualität wird dabei oft auf den Westen, insbesondere auf das sogenannte ‚Gejropa‘ projiziert, während Russland in Abgrenzung dazu als homogen heterosexuell imaginiert wird. Homosexualität bzw. deren Auslagerung auf ein westliches ‚Anderes‘ dient so der Konstruktion einer russischen nationalen Identität, deren Konzipierung sich seit der Auflösung der Sowjetunion zwar als unumgänglich, gleichzeitig aber auch als äusserst problematisch erwiesen hat.

Das Projekt untersucht die Reflexion dieses öffentlich-politischen ‚Heteronationalismus‘-Diskurses in der zeitgenössischen russischen Literatur, insbesondere in den Texten Vladimir Sorokins, Viktor Erofeevs und Viktor Pelevins. Chronologisch liegt der Fokus auf der zweiten Amtszeit Vladimir Putins (ab 2012), während der Homosexualität im öffentlichen Diskurs verstärkt zum Element eines anti-westlichen Veranderungsdiskurses wurde, sowie – zum Zweck des Vergleichs – auf den späten 1980er- bzw. frühen 1990er-Jahren.

Ziel des Projekts ist es, zum Verständnis der Rolle von Homosexualität und Homophobie in der zeitgenössischen russischen Kultur beizutragen. Vor allem aber soll es einen Beitrag zur Erforschung der Rolle von Sexualität bei der Konstruktion zeitgenössischer geopolitischer Vorstellungswelten leisten, die sich bisher weitgehend auf ‚homonationalistische‘ Narrative in westlichen Nationsdiskursen konzentriert hat.

Miriam Müllers Profilseite

m.c.mueller@clutterunibas.ch

Les humanités numériques au théâtre : poétique du couplet humoristique dans le vaudeville théâtral du XIXe.
Französische Literaturwissenschaft

Le vaudeville, genre populaire encore méprisé, constitue une réserve de vers d’une grande fécondité esthétique et humoristique qui demeure quasiment ignorée des critiques. Les vaudevilles étaient à l’origine des chansons versifiées à couplets que l’on chantait sur des airs connus appelés « timbres » ou encore « fredons ». Au cours du XVIIe siècle, des auteurs dramatiques ont incorporé ces chansons à la structure de leurs pièces en prose donnant à leurs productions le nom de « pièces mêlées de vaudeville ». Par la suite, le genre est devenu autonome et au XIXe siècle (du moins jusqu’en 1864, date du décret de libéralisation des théâtres) une pièce pour être qualifiée de vaudeville se devait d’avoir des couplets chantés.

Dans le cadre du projet PRIMA FNS, Le rire des vers, dirigé par la Dr. Anne-Sophie Bories, ma thèse se propose ainsi d’analyser l’histoire et la poétique du genre à succès du vaudeville théâtral en se focalisant sur son trait distinctif et original – le recours aux couplets – et en produisant un corpus jamais édité auparavant qui sera analysé par des méthodes stylométriques mais aussi statistiques en distant reading. S’ajouteront à ces méthodes computationnelles des analyses plus traditionnelles, en lecture de près, mêlant études de partitions, réflexions sur les relations entre littérature et histoire, et approches pragmatiques dans une logique proprement théâtrale. Il s’agira avant tout de faire émerger et de comprendre ce genre méconnu, d’en dessiner la poétique en élargissant par la même occasion l’histoire des formes versifiées, et sur un plan plus théorique, de poser le problème des rapports entre vers et humour dans le contexte de formes chantées sur une scène théâtrale.

lara.nugues@clutterunibas.ch

A Brief History of Decay in American Literature
Anglophone Literatur- und Kulturwissenschaft

My dissertation’s starting point is D.H. Lawrence’s suggestion in Studies in Classic American Literature that Edgar Allan Poe’s stories of morbid dissolution need to have been written “because old things need to die and disintegrate.” Whereas Lawrence mainly means disintegration in a psychological sense, my project re-orients his insight toward the material imagery of Poe’s stories and their relationship with decay: the images of prematurely buried corpses, rotting family estates, bodily degeneration, plague, and so on for which his fiction is usually remembered. In particular I am interested in a certain aesthetic problem or paradox at the center of Poe’s way of looking at decay. As a writer of “sensations,” Poe is obviously interested in decay as a source of grotesque feeling but he also, at the same, invests physical transience with a metaphysical or spiritual meaning. Nietzsche calls Poe an idealist who likes wandering near swamps, “often lost in the mud and almost in love with it.” ‘Mud’ here is a useful metonym for the process of decay. My project aims to account both for Poe’s fear of the swamp and his love of it, the strange moments of realization of decay in his texts which induce despair and exultation at the same time.

Using this paradoxical glance of fear and love at decay as a center of focus, my dissertation examines a conceptual history of decay in American literature by tracing Poe’s influence down a few different paths. I will track, on the one hand, Poe’s influence over ‘high-brow’ literature through looking at the aesthetics of decay, despair, and exultation in Melville, Henry James, and Nabokov. On the other hand I also want to examine Poe’s transmutation into a ‘low-brow’ or genre writer, primarily through his influence over H.P. Lovecraft and Thomas Ligotti. Methodologically I am interested in uniting the close aesthetic readings of New Critical or Formalist critics with the looser, more philosophically ambitious style of thinkers of decadence and excess like Walter Pater, Nietzsche, George Bataille, and Camille Paglia.

daniel.ortiz@clutterunibas.ch

Samuel Beckett’s Media Art
Anglophone Literatur- und Kulturwissenschaft

Over the past decade critics have increasingly recognized Beckett’s significance as a media artist, but the contours of this designation have remained rather vague. Just how innovative and how radical was Samuel Beckett as a media artist? What scientific developments and technological blueprints inspired Beckett’s media aesthetic? And how urgently does its increasing technological obsoleteness call for a reassessment of this work that has nevertheless lost none of its power to fascinate scholars, to enthral audiences, and to influence new generations of media artists?

The project is driven by the conviction that the coexistence of Beckett's literary production, his output in radio and TV, and his experimentation with machine language, coding, and digitality is an essential characteristic of this work that shouldn’t be played down in favour of a compartmentalized analysis of these fields, but that cannot be narrativized into a logical sequence of formal experiments either. Insightful as they are, accounts that trace interart influences within the ‘oeuvre', the third approach dominating the critical discourse, have also left this particular question unanswered. A series of case studies will serve to test and nuance the hypothesis that Beckett’s work represents, among other things, a uniquely subtle artistic negotiation of three successive technological and cultural paradigms: literary culture and the humanist tradition, analogue media and the age of telecommunications, and cybernetics and digitality. The analyses will explore the array of aesthetic strategies, not least textual operations, that produce entanglements between these three different models of signification. With a special focus on the theatrical scripts, the project aims to reconceptualize the Beckettian ‘media play’, a term conventionally – and perhaps unreflectingly – reserved for the pieces Beckett wrote for radio, film, television, and video. Somewhat provocatively, then, the project addresses the problem of Beckett’s ‘media art’ in the singular, arguing that its generative tensions cannot be neatly mapped onto its radiophonic, filmic, televisual, literary, and theatrical instantiations. Drawing on genetic criticism (facilitated by the ongoing Beckett Digital Manuscript Project), production history, and the recently published letters, the project also looks at the interaction between this work and a changing media ecology, tracing, to give just one particularly intriguing example, Beckett's ingenuity in manipulating various media channels in order to control the reception of his work.

Balázs Rapcsák's profile page

balazs.rapcsak@clutterunibas.ch

Le soleil de la métaphysique dans la poésie française après Nietzsche, chez Guillaume Apollinaire, Paul Valéry et Francis Ponge
Französische Literaturwissenschaft

Symbole occidental de vérité, d’absolu, voire de divin, le soleil est à la fois aimé des philosophes et des poètes. En philosophie, Platon en fait une analogie fondatrice de la métaphysique dans La République, représentant le Bien, le Juste, le Vrai et le Beau. En poésie, l’évocation du soleil est si récurrente qu’elle en devient topique.

Néanmoins, la pensée de Nietzsche, qui se diffuse en France à partir des années 1890, vient mettre en péril l’astre tout-puissant. Proclamant la mort de Dieu, le philosophe annonce la fin de la métaphysique. Vidé de sa divinité et de sa suprématie par la philosophie, le motif du soleil encourt un risque de banalisation, autrement dit de démythification et de dépoétisation. Le soleil devient le point de jonction d’une double crise de la transcendance : crise philosophique (la métaphysique) et crise poétique (le lyrisme).

Ce travail s’interroge sur la portée de la mort de Dieu sur la représentation du soleil chez trois auteurs français : Guillaume Apollinaire, Paul Valéry et Francis Ponge.

camille.rodic@clutterunibas.ch

Les poésies de la voix en France (1752–1792)
Französische Literaturwissenschaft

La poésie mise en voix constitue un aspect essentiel de la culture poétique de la période dite des secondes Lumières. De la performance poétique à vocation didactique ou scolaire (vaudevilles à fonction pédagogique), au spectacle planifié et organisé des lectures d’un poète comme Delille à l’Académie ou dans les salons parisiens, la poésie orale fait l’objet à la fois d’une création collective spontanée (par exemple les chansons à valeur de commentaire politique, qui témoignent d’une participation active à la vie de la cité) ou orchestrée par les chantres du bon goût français, soucieux de préserver la politesse de la langue tout en érigeant la performance poétique comme divertissement social. Parole vive, la poésie orale s’associe volontiers à la musique et déploie un éventail de genres- canoniques (chanson, cantate, cantatille, ariette, romance) ou expérimentaux (scène lyrique, opéra en occitan, intermède musical, alternance de lectures et d’intermèdes musicaux). Étroitement corrélée à la sociabilité mondaine des salons, la poésie performative s’épanouit aussi à la cour, dans les petits théâtres de société, qui sont autant de terrains propices à la «métromanie» du siècle et où foisonnent les vers mis en voix.

Il s’agira alors d’étudier cette pratique essentielle de l’expression poétique telle qu’elle s’épanouit principalement dans la seconde moitié du XVIIIe siècle, d’un point de vue sociologique (à quoi correspondent les charges de «lecteurs» à la cour? Quelles sont les fonctions sociales de la performance poétique dans les salons? Quelles sont les mutations dont fait l’objet l’instance du «public» dans une période traversée par de profonds questionnements sur la distinction entre l’acteur ou le chanteur et son auditoire?), d’un point de vue philosophique et archéologique (comment cette pratique s’intègre-t-elle à un questionnement sur les origines de la poésie et du poème lyrique?) médical et physiologique (quelle est l’effet de la performance poétique sur le public à l’aune du discours médical sur la fibre sensible?), mais aussi poétique (quelle est la valeur poétique de la poésie mise en voix? Comment penser la hiérarchie entre le texte et l’actio, le texte et la musique? Une symbiose entre le compositeur, le poète et l’acteur/chanteur est-elle possible? Le poème peut-il intégrer dans son corps la dimension sonore indépendamment de sa mise en musique?), axiologique (la lecture des vers ou la performance musicale vient-elle servir le texte poétique? Peut-on penser la figure de l’acteur ou du chanteur comme un traducteur qui livrerait une herméneutique allégorique? Le risque n’est-il pas, au risque d’une performance qui magnétise, de perdre le poème au profit du prestidigitateur?).

cecilia.roumi@clutterunibas.ch

Fantasy, Fiction, Faction, and Fascism. A Comparative Literary and Discursive Analysis of the Contemporary U.S. American and Russian Radical Right’s Narratives of Empire

Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft

This comparative thesis examines narratives of newly revived imperial greatness as expressed in radical right Russian and U.S. American speculative fiction. The annexation of the Crimea in 2014 and Putin’s populist and nationalist stance have encouraged the Russian ultraconservative right to openly call for a new Russian empire. Across the Atlantic, the U.S.’ long existing imperial policies have never been voiced more clearly than under the Trump presidency with the palingenetic campaign slogan “Make America Great Again,” and with the rise of a new radical right-wing movement, the alt-right. While these developments have been analyzed from the perspective of political science, literary studies investigations have been scarce. Literary expertise, however, is absolutely necessary when analyzing this recent surge in neo-imperialism, for a socio-political approach does not fully capture the historical and rhetorical thrust of these issues. Purely historical analyses, on the other hand, often disregard how right-wing notions are developed collectively through literary and fictional means. To address this lacuna of scholarship, the project reads literary texts, more specifically speculative fiction, a highly popular genre of literature including sci-fi, fantasy, and alternate history, for which the concept of alternative utopia will be coined, against the background of far-right texts written or spoken for a realpolitik audience, such as speeches, articles, and essays. Both textual genres will be analyzed with regard to the permeability of fiction and faction by means of close readings in terms of narratology and reader-response criticism in order to reveal the way in which they intend to influence society’s opinion-forming processes. In a synchronic approach, the two national discourses, which are inextricably intertwined, are then compared to reveal the ways in which they adopt the other’s rhetoric and line of argument, without disregarding the specificity of each literary tradition. This thesis thus aims at examining the literary access to political topics in fictional texts through a comparative approach, paving the way for further interdisciplinary radical right studies, which, in an age of ever-increasing right-wing violence, is needed in order to properly assess, deconstruct, and counteract this discriminatory discourse.

sofie.sabbioni@clutterunibas.ch

« Au premier coup de canon d’alarme, les villes disparaissent et la nation est debout » : Pour une analyse de la fabrique littéraire de la nation haïtienne (1804–1915)
Französische Literaturwissenschaft

On parle souvent de la nation comme s’il s’agissait d’une substance tangible, d’une catégorie sui generis qu’il suffirait de nommer pour la voir surgir. Mieux, on l’inscrit dans une filiation remontant à des temps immémoriaux pour asseoir son fondement et rendre sa nécessité évidente. Or, les récentes études sur la diffusion de l’imaginaire national s’accordent sur le fait qu’elle est autant une forme de souveraineté politique contemporaine qu’une construction fictionnelle. Si l’État-nation a été la réponse politique à la chute des empires dans le monde occidental, il convient de ne pas perdre de vue que la nation n’existe que par la fiction qui la porte ; elle est d’abord une communauté imaginée. En ce sens, elle exige un culte dans lequel chansons populaires, contes et épopées s’imbriquent pour engendrer des mythes fondateurs qui singularisent chaque entité nationale.

Depuis ce qu’il est convenu d’appeler a posteriori « l’effet Herder », langue et littérature sont perçues comme des propriétés distinctives des États-nations en devenir et revêtent par conséquent un rôle primordial dans l’écriture du « roman national » (au sens de grand récit fédérateur). La Révolution haïtienne (1791-1804) fut contemporaine de ces réflexions, relayées notamment en France par Mme de Staël, et l’expérience haïtienne n’échappe pas à ces ruses constitutives de l’imaginaire national. Il semble au contraire que l’une des premières tâches assignées à la littérature fut de conter l’épopée des « vengeurs du nouveau monde ». Cependant, à quelques exceptions près, une telle fabrique littéraire de la nation reste largement occultée dans les différents travaux déjà consacrés à la genèse de la formation sociale haïtienne, car ils ont en commun d’évoquer la « nation » davantage comme une donnée que la résultante d’un ensemble d’opérations fictionnelles.

Dans cette thèse, je me propose d’analyser la fabrique littéraire de la nation haïtienne. Il s’agira de défaire les nœuds du récit national haïtien en portant une attention à ses fictions fondatrices afin de comprendre suivant quelles modalités elles ont participé à son élaboration ? Quelles sont les fonctions qu’a joué la littérature dans l’émergence de l’État-nation haïtien? Comment les revues et périodiques du XIX siècle ont participé dans la définition de l’identité nationale haïtienne, avec quelles implications esthétiques et génériques, quels débats internes, ? L’enjeu in fine sera de comprendre si la revendication d’une présence au monde haïtienne s’exprimant à travers l’imaginaire de l’État-nation relève du mimétisme ou s’apparente, pour reprendre Michel de Certeau, à des « arts de faire » par lesquels cet imaginaire est réinvesti de nouveaux contenus symboliques ? Comment comprendre par exemple la présentation persistante d’Haïti en première république noire, alors que la constitution du 20 mai 1805 l’a fondée comme un empire ? Peut-on établir des liens entre les deux formes de gouvernement (empire/république) et l’imaginaire national ? Quel enseignement peut-on tirer de l’expérience haïtienne de l’État-nation ?

Friedrich Nietzsches Wetter- und Klimaaufzeichnungen 
Germanistik

»Ich habe über den ganzen Begriff ›schönes Wetter‹ umgelernt«
(Nietzsche an Franz Overbeck, 13. November 1888, Bf. 1143; KGB III/5, S. 468.)

Das Ziel der Dissertation ist es, Friedrich Nietzsches meteorologische Aufzeichnungspraxis zu erforschen und anhand dessen eine meteorologische ›Poetologie des Wissens‹ für das 19. Jahrhunderts zu erarbeiten. Untersuchungsgegenstände sind Nietzsches Notizbücher, Hefte und Mappen, in denen sich von Nietzsche angefertigte Wetterdaten und Klimatabellen finden. Mittels einer kulturwissenschaftlich fundierten Editionsphilologie soll die Entstehung von Nietzsches Klimaaufzeichnungen textgenetisch und wissenschaftshistorisch rekonstruiert werden. Dafür wird zusätzliches Material, auf das sich Nietzsche stützte, in die Untersuchung mit einbezogen: darunter seine Korrespondenz mit dem Meteorologen der Schweizerischen Messanstalt Johann Caviezel, von dem er Wetterdaten bezog, und seine Rezeption der damals aktuellen meteorologischen und physikalischen (Fach-)Literatur. Anhand der materialgestützten Analyse sollen die Fragen beantwortet werden, warum Nietzsche diese Klimatabellen angelegt hat, inwiefern das wissenschaftliche Interesse für das Wetter Nietzsches Philosophie komplementiert, und schließlich wie seine Aufzeichnungspraxis medientechnisch bedingt ist. Letzteres beinhaltet die Frage, ob Nietzsche selbstständig Wettermessungen mit meteorologischen Messinstrumenten angestellt hat, sowie die archivgestützte Recherche nach verlorengegangenen Messutensilien. Dadurch werden klassische literaturwissenschaftliche und philosophiegeschichtliche Perspektiven auf Nietzsche um die Dimension der Kulturtechnikforschung erweitert, um so Aufschlüsse über Nietzsches Datenverarbeitungsprozesse und seine Wissensproduktion zu geben. Die These ist, dass sich so ein ›technisches Bild‹ von Nietzsches Wetterwissen zeichnen lässt, an dem sich der Transformationsprozess von Wissen zu Literatur nachvollziehbar machen lässt.

Das naturwissenschaftliche Wetterwissen diente Nietzsche als lebensweltlich-praktisches Wissen und war maßgebend bei der Wahl seiner Aufenthaltsorte zur Linderung seiner körperlichen und seelischen Leiden. Dass dieser unmittelbare Konnex von Wissen und Handeln bestehen konnte, so eine weitere Annahme, lag nicht nur an der Person Nietzsche, sondern auch an den spezifischen historischen Bedingungen des Wetterwissens im 19. Jahrhundert, welches die Arbeit im Kontext einer Klimageschichte der Moderne verortet. Dabei geht es nicht zuletzt um eine wissenschaftspolitische Frage der Gegenwart: Wodurch ist die Einheit von Wissen und Handeln in Bezug auf das Wetter/Klima im 20. und 21. Jahrhundert auseinandergefallen? Denn obwohl das Wissen heute verfügbarer denn je ist, bleibt ein akutes Handeln danach weitestgehend aus. Mit Nietzsches Geschichte kann sich einer Antwort auf diese Frage genähert werden; denn es ist, so meine These, die Geschichte von der Existenzialität des Wissens, d. i. die Ausrichtung von lebenserhaltenden Handlungen nach wissenschaftlichem Wissen.

c.sinn@clutterunibas.ch

Im Fadenkreuz von Mystik, Primitivismus und Psychiatrie. Zum Erzählen bei Kubin, Ball, Einstein und Musil
Deutsche Literaturwissenschaft

In meiner Dissertation möchte ich das Werk von drei Wegbereitern der literarischen Moderne, die sowohl als Schriftsteller wie als Künstler bzw. Kunstkritiker aktiv waren und in dieser Doppelfunktion in der Forschung bislang wenig Beachtung gefunden haben, neu erschließen: Es geht um Alfred Kubin, Hugo Ball und Carl Einstein.

Dabei gehe ich zunächst diskurshistorisch vor und verfolge die These, dass sich Kubin, Ball und Einstein mit ihrem intermedialen Werk im Fadenkreuz von Primitivismus, Mystik und Psychiatrie positionieren. Auf dieser These aufbauend möchte ich mich in einem zweiten Schritt einem Close Reading bzw. genauen Bild- und Performanceanalysen ausgewählter Werke widmen:

Alfred Kubins Roman Die andere Seite (1909) und den darin enthaltenen Zeichnungen (inkl. dem umfangreichen Nachlass), den Performances des Zürcher Cabaret Voltaire und deren später Reflexion in Hugo Balls Die Flucht aus der Zeit (1927), den kunst- und zeitkritischen Überlegungen Carl Einsteins in Die Fabrikation der Fiktionen. Eine Verteidigung des Wirklichen (1933/34) und Die Kunst des 20. Jahrhunderts (1931) und, von dort zurückblickend, seinem für die Avantgarden wegweisenden Roman Bebuquin: oder Die Dilettanten des Wunders (1912) und den Studien zur Negerplastik (1915).

In einem letzten Schritt möchte ich am Beispiel Robert Musils und seinem Roman Der Mann ohne Eigenschaften (1930) fragen, ob und inwiefern die sich zwischen den Künsten und im Fadenkreuz von Mystik, Primitivismus und Psychopathologie entfaltende Vorstellungen – wie z.B. dasjenige eines „anderen“, u.a. als in besonderer Weise „bildlich“ gedachten Denkens – auch bei anderen, nicht intermedial arbeitenden Schriftstellern dieser Zeit auffinden lassen.

tina.sommavilla@clutterunibas.ch

Zwischen den Zeilen – Narratologische Analyse von Schriftartefakten in den Sagas 
Skandinavistik

Mit den Bischofs- und Gegenwartssagas,findet sich in der altisländischen Literatur des 13. und 14. Jahrhunderts ein einzigartiges vernakulares Korpus, das sich unter anderem mit den Leben der isländischen Bischöfe, des norwegischen Königs Hákon (1204–1263) und der Geschichte Islands zwischen 1117 und 1264 aus zeitgenössischer Perspektive beschäftigt. In diesen Sagas wird von zahlreichen Schriftartefakten erzählt, die im Dissertationsprojekt als Dinge auf ihre Stellung und Funktionen im Erzähltext hin untersucht werden sollen. Leitfragen meiner Untersuchung sind dabei womit Bücher, Briefe, Urkunden, Wachstafeln, Inschriften usw.assoziiert werden (Bildung, Prestige, Vermögen, etc.) und wie sie von Erzähler und Figuren behandelt, kommentiert und benutzt werden. Fällen Figuren und/oder Erzähler Werturteile, gerade Bücher betreffend? Mithilfe einer objektorientierten narratologischen Analyse, die sich neben ihrer Schriftlichkeitskomponente auch auf die narratologische Konzeptualisierung dieser erzählten Dinge konzentriert, soll sich mein Projekt ihnen auf eine Weise annähern, die sie sowohl aus der Perspektive der Material Philology heraus betrachtet, als auch ihre Körperlichkeit in Verbindung mit den durch Schrift in ihnen gespeicherten Informationen thematisiert. So gewonnene Erkenntnisse sollen dann für ein besseres Verständnis der Überlieferungsgesellschaft und von Schriftlichkeit und Schrifthandeln in der isländischen Erzählliteratur nutzbar gemacht werden.

p.wegener@clutterunibas.ch 

Geister der Effizienz. Charisma, Spiritismus und Okkultismus als Phänomene der Leistungsmentalität in der Literatur der 1920–30er-Jahre
Deutsche Literaturwissenschaft

Das Dissertationsprojekt ist Teil des SNF-Projekts „Aura und Effizienz. Leistungsorientierte Materialisierung und Spiritualisierung in der Literatur der 192030er-Jahre: Emmy Hennings, Marieluise Fleisser, Friedrich Glauser und Bruno Goetz“ (Projektleitung: Prof. Dr. Hubert Thüring). In diesem Projekt wird untersucht, wie die nach dem Ersten Weltkrieg im Zeichen der Leistung von Wissenschaft, Ökonomie und Medien forcierte Doppelstrategie einer wechselweisen Materialisierung und Spiritualisierung von körperlichen und seelisch-geistigen Funktionen und Prozessen in der Literatur der 192030er-Jahre thematisiert, performiert und reflektiert wird.

Anhand bisher kaum erforschter Erzählungen und Essays von Glauser, Goetz und Hennings spürt das Dissertationsprojekt dem eigentümliche Pendeln zwischen rationalistischem Effizienzstreben und okkultistisch-spiritistischen Denkwelten und Praktiken nach. Es schreibt den Texten ein spezifisches Potential zu, das geläufige Verständnis und die bis in die aktuellen Forschungen vertretenen Thesen der Auratisierungstendenzen als historische Gegenbewegung zum zeitgenössischen Materialismus zu dekonstruieren, indem sie mittels verschiedenartigster, teils experimenteller poetischer Verfahren die gegenseitige Durchdringung von spiritualistischen und rationalistischen Elementen durchqueren.
Die ausgewählten Texte fächern ein breites Spektrum von Macht-Wissen-Beziehungen auf, die vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Leistungsmentalität in Kombination mit den verbreiteten Auratisierungstendenzen im Erzählfokus stehen. Die Effizienzvisionen verschiedener Macht-Wissen erfahren hierbei im Feld zeitgenössischer Psychiatrie- und Gefängnisdiskurse eine besonders perspektivendichte experimentelle Verhandlung. Unter Bezugnahme auf verschiedene Konzepte zur Machtperformanz operiert das Dissertationsprojekt mit der These, dass die Texte mit ganz unterschiedlichen motivischen und stilistischen Zugriffen die charismatischen Wirkprinzipien von institutioneller Gewalt und zugleich die Aneignung von materialistischen Techniken seitens okkulter Führungsfiguren offenlegen.

katharina.wolf@clutterunibas.ch

Doktoratsprogramm Literaturwissenschaft | Universität Basel | Dr. Dr. Christian Hänggi | Nadelberg 6 | 4051 Basel dpl.dslw.unibas.chdok-lit@clutterunibas.ch