«In der Schule lernte man immer nur Grammatik»

... oder warum SuK-Absolventin Florence Aggeler ein Sprachmuseum gründete.

Das Museum Sprachpanorama:

Im Gebäude des ehemaligen Restaurants «Schlosskeller» in Laufenburg (AG) präsentiert das Sprachpanorama auf einer Fläche von 250 Quadratmetern Themen aus dem Bereich der Sprache und Kommunikation. Der Ausstellungsschwerpunkt liegt zurzeit auf vier verschiedenen Themen: Dialekt, Sprachgeschichte, Sprachen und Sprachfamilien, Lesen und Schreiben. 

Das Hauptziel ist die Sensibilisierung für unsere Sprache und Kommunikation. Mit dem Projekt Sprachpanorama sollen auf unterhaltsame Weise ein umfassendes Verständnis für das zentrale Werkzeug und Kulturgut Sprache sowie ein möglichst verantwortungsbewusster Umgang damit gefördert werden.

Dazu bietet das Museum auch diverse Führungen und Workshops zum Thema Sprache an. Im Zentrum steht das «Begreifen» von Sprache, durch Erkunden und Herausfinden, durch individuelle Aktivitäten wie Klappen, Drehen, Tippen, Einzeichnen, Klicken und Hören. 

Ein Besuch lohnt sich! Fotos können den kreativ und durchdacht gestalteten Ausstellungsstücken nicht gerecht werden. Die Kontaktinformationen zum Museum finden Sie am Ende der Seite.

 

Nach einer kurzen Zugfahrt quer durchs Fricktal sind wir im schönen Städtchen Laufenburg angekommen, wo wir uns im Schatten der gemütlichen Terrasse eines ehemaligen Wirtshauses wiederfinden. Die ehemalige Studentin Florence Aggeler hat das Gebäude als Gründerin des Vereins Sprachpanorama in das gleichnamige Museum umgewandelt. Nach einer Führung durch die Ausstellungsräume sitzen wir nun bereit zum Interview über ihren Werdegang, über ihre Studienzeit und Tätigkeit im Museum. Florence war Studentin eines der ersten Jahrgänge im Master 'Sprache und Kommunikation'. Wir fragen uns also zu Beginn, wie sie überhaupt auf den Studiengang aufmerksam geworden ist.

Wie bist du zum Masterstudiengang 'Sprache und Kommunikation' gekommen?

Mir war sehr früh klar, dass ich einmal etwas mit Sprachen machen und studieren wollte. Ich bin dann auch in die Studienberatung gegangen, leider hat man mir dort aber nicht so viel sagen können, was man mit Sprachen machen kann. Die Berufsvorschläge waren: Sprachlehrerin, Reisebüroangestellte oder Übersetzerin. Mir kam dann selbst auch nicht viel Anderes in den Sinn und so habe ich zuerst einmal Übersetzung studiert. Ich habe aber schon während dem Studium gespührt, dass das wahrscheinlich nicht das ist, was ich mein Leben lang beruflich machen werde, habe aber dann doch rund zehn Jahre im Bereich Übersetzung und Unternehmenskommunikation gearbeitet. Dann habe ich gemerkt, dass ich wirklich Kommunikation und Sprache zu meinem Fachgebiet machen möchte und nicht nur immer an der Sprachhülle arbeiten will, dass ich nicht das übersetzen und an dem arbeiten möchte, was andere geleistet haben. Es war immer ihres, nie ganz meins. Und dann habe ich 2007 gesehen, dass es neu den Studiengang ‘Sprache und Kommunikation’ gibt und wusste, das ist das, was ich machen will.

Dann habe ich gemerkt, dass ich wirklich Kommunikation und Sprache zu meinem Fachgebiet machen möchte und nicht nur immer an der Sprachhülle arbeiten will,...

 

Du dachtest also: «Das ist das, was ich machen will!», aber im Detail wusstet du ja wahrscheinlich nicht so richtig, was da auf dich zukommt, oder? Waren die Inhalte im Studium denn das, was du dir vorgestellt hattest?

Nein. Das ist eine gute Frage und es ist definitiv so, dass es in sehr vieler Hinsicht ganz anders war, als ich mir das vorgestellt hatte, vielleicht auch, als ich es erwartet hatte. Ich glaube aber, das ist so im Leben. Was ist am Schluss schon so, wie man es erwartet? Und ich glaube, wenn man sich auf das einlässt, was man bekommt, was man machen kann, und dort Gefallen dran findet, dann ist das völlig okay. Sachen sind meistens nicht so, wie man sie sich vorstellt, aber es ist gut gewesen für mich, also es hat für mich definitiv gestimmt.

Gab es im Studium bestimmte Themenbereiche oder Veranstaltungen, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind, dir gefallen haben und dich geprägt haben für später?

Ich denke, ich kann schon sagen, dass das Studium etwas war, das mich in meiner Person geprägt und irgendwo auch verändert hat, auf eine positive Art und Weise. Es hat mich auch weitergebracht, ganz definitiv. Natürlich gab es Sachen, Themen, Module, die mich noch ein bisschen mehr interessiert haben als andere, grundsätzlich hat mich aber wirklich alles interessiert. Mein spezielles Interesse war bei Sprache und Kognition.

In der Schule bereitet man etwas vor, man investiert viel Zeit dafür, braucht es dann aber relativ kurz im Unterricht. Fast so wie beim Kochen; man kocht lange und es ist dann in fünf Minuten gegessen. Im Museum ist es so, dass man sehr lange vorbereitet, die Ausstellung dann aber noch viel länger da ist – viel länger als man vorbereitet hat.

 

Hauptberuflich arbeitest du mittlerweile als Lehrperson, ist das richtig?

Ja, ich habe im Anschluss noch das Lehramt für Maturitätsschulen gemacht, genau.

Hast du das Gefühl, dass du aus den verschiedenen Veranstaltungen und Modulen im Studium etwas hast mitnehmen können, das dir heute auch als Lehrperson hilft? 

Sicher das Verständnis für kognitive Prozesse und dafür, wie Sprachenlernen funktioniert, was dabei die Herausforderungen sein können usw. Da denke ich, habe ich einiges mitbekommen, worüber ich vielleicht noch ein bisschen anders oder besser Bescheid weiss als andere, die das anderswo nicht so vertieft, sage ich jetzt mal, mitbekommen haben.

Gab’s denn auch einen schwierigen Moment im Studium, wo du dachtest: «Was mache ich hier eigentlich?»

In diesem Studium nicht, nein. Und ich habe drei Studiengänge absolviert, aber da nicht, nein. (lacht).

Jetzt arbeitest du ja nicht nur als Lehrerin, sondern auch noch hier im Museum. Findest du, dass sich deine Tätigkeiten sehr gut ergänzen und du viel vom Einen ins Andere übernehmen kannst?

So direkt ‘übernehmen’ von der einen Arbeit in die andere eigentlich nicht, aber es ergänzt sich definitiv sehr gut, und zwar in dem Sinne: In der Schule bereitet man etwas vor, man investiert viel Zeit dafür, braucht es dann aber relativ kurz im Unterricht. Fast so wie beim Kochen; man kocht lange und es ist dann in fünf Minuten gegessen. Im Museum ist es so, dass man sehr lange vorbereitet, die Ausstellung dann aber noch viel länger da ist – viel länger als man vorbereitet hat. Das ist so ein bisschen umgekehrt. In der Schule erzählt man dafür jeden Tag etwas Anderes, im Museum erzählt man in den Führungen und in den Workshops immer wieder einmal ein bisschen das Gleiche. Wir haben verschiedene Themenbereiche und verschiedene Schwerpunkte, die wir anbieten, aber es ist natürlich viel mehr Wiederholung als im Schulunterricht. Daher ist es schon ganz unterschiedlich und ich finde, dass es sich sehr schön ergänzt, weil man so ein bisschen beides hat.

Da habe ich gemerkt, da ist ein ‘Gewunder’ da, aber eigentlich gibt es keinen Ort, wo man diesen Wissensdurst so auf diesem Niveau ‘allgemeines Interesse’ stillen könnte.

 

Was hat dich denn ursprünglich dazu inspiriert, den Verein und das Museum überhaupt zu gründen?

Es sind immer wieder Leute auf mich zugekommen und haben, als wir über Sprache und Kommunikation gesprochen haben, gefragt: «Wie ist denn das genau?», und gesagt «Ah, das ist ja noch spannend, in der Schule lernte man immer nur Grammatik!». Das habe ich auch gerade in den Erwachsenenkursen manchmal gehört, dass die Leute gemerkt haben «Ah! da gibt es eigentlich noch mehr zu wissen über die Sprache als nur Grammatik und Literatur!». Da habe ich gemerkt, da ist ein ‘Gewunder’ da, aber eigentlich gibt es keinen Ort, wo man diesen Wissensdurst so auf diesem Niveau ‘allgemeines Interesse’ stillen könnte. Da ist dann die Idee gekommen, ein Museum zu diesem Thema aufzubauen.

Wie muss man sich das vorstellen, wie geht man da konkret vor, wenn man so einen Verein gründen, so ein Museum eröffnen will? Was ist da alles damit verbunden? 

Es ist natürlich viel Organisatorisches, Konzeptuelles, viel Rechtliches auch, viel Vernetzung. Es ist Marketing, Kreativität, Recherche-Arbeit, Durchhaltevermögen, Teamgeist, Kommunikationsskills, viel Schreibarbeit, viele Telefonate, Verhandlungsgeschick etc., etc. etc.! 

Wie habt ihr euch denn als Gruppe gefunden? Wie seid ihr so als Clique zusammengewachsen? Und hat sich die Mitarbeit mit den anderen Personen, die an diesem Museum beteiligt sind, als immer relativ reibungslos herausgestellt oder gab es auch mal verschiedene Auffassungen und Meinungsverschiedenheiten?

Das ist eine gute Frage. Der eine Mitgründer ist auch so jemand sprachverrücktes gewesen wie ich, kommt auch aus dem Masterstudiengang Sprache und Kommunikation. Die andere Mitgründerin ist eine Schulfreundin von mir von ganz früher. Sie kenne ich seit der sechsten Klasse. Sie hat auch an der Universität Basel studiert: Germanistik und Anglistik. Wir sind eigentlich so das Kernteam der ersten Stunde. Dann haben sich plötzlich Leute über die Zeitung gemeldet, als sie davon erfahren haben. Ein Germanist/Anglist/Orientalist, emeritierter Professor, der im Fricktal wohnt. Dann haben plötzlich auch noch Leute sonst aus dem Umfeld mitgewirkt, aus der Dialektologie und von der PH, ein Deutsch-Didaktiker. Sie haben immer wieder Ideen beigesteuert und in Gesprächen, die man zusammen geführt hat, mitgedacht. Sie sind nie wirklich Mitglieder geworden vom Verein, aber sind bis heute aktiv, beteiligen sich immer wieder mit Beiträgen und Projekten mit Studierenden, mit Schülerinnen und Schülern. Die Zusammenarbeit war bis jetzt immer sehr reibungslos. Mehrere Leute zusammen sind eben stark, weil sie zusammen gute Ideen generieren können. Das bedingt aber immer, dass man einige Ideen hat, die nicht umgesetzt werden können oder die man nicht alle umsetzen will, usw. Das ist bis jetzt nie ein Problem gewesen, weil ich denke, dass allen klar ist, dass man nicht alles machen kann, dass man Entscheidungen treffen muss. Dieser Entscheidungsprozess, der ist bis jetzt immer recht harmonisch verlaufen. Am Schluss hat immer die Person, die etwas weitergezogen hat, das mit viel Leidenschaft gemacht, sodass die anderen auch gesehen haben, dass das ein für alle zufriedenstellendes Resultat ist. Ich glaube, wenn Leidenschaft da ist, bei dem, was man macht, gibt es auch wenig Konflikte. Dann kommt es gut und dann sind die anderen auch zufrieden, mit dem, was dabei herauskommt.

Also seid ihr auch offen für Leute, die sich für einzelne Projekte, oder auch generell euch anschliessen wollen?

Auf jeden Fall. Auf Freunde/Freundinnen, GönnerInnen – Passivmitglieder – sind wir sehr angewiesen. Weitere Aktivmitglieder – Masterstudierende, die Museumsaufsicht oder auch Mal eine Führung übernehmen können, oder auch erfahrene LinguistInnen – sind auch willkommen, aber da haben wir nicht beliebige Kapazitäten. Wir haben manchmal auch Anfragen von Leuten, die eigene Projekte einbringen wollen und das geht leider, auch wenn die manchmal ganz kreativ sind, nicht so gut, wenn sie nicht so recht zum Konzept passen oder einfach gerade zum falschen Moment kommen. Wir haben leider nicht unbegrenzt Platz. Wenn es aber etwas ist, das passt oder das man auf eine Zeit legen kann, wo es dann passt, dann sind wir sehr offen und auch sehr froh drum.

Zur Person:

Florence Aggeler ist Lehrerin, Museumskuratorin und Kommunikationsberaterin aus Basel. Sie absolvierte von 1993 bis 1997 die Dolmetscherschule Zürich (DOZ), arbeitete etwas mehr als zehn Jahre im Bereich Übersetzung, Redaktion und Unternehmenskommunikation und absolvierte von 2008 bis 2011 den Masterstudiengang ‘Sprache und Kommunikation’ an der Universität Basel. Während des Studiums arbeitete sie als Lehrperson auf den Sekundarstufen I und II und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für spezielle Pädagogik der PH FHNW am Handbuch "Nashorner haben ein Horn - Sprachförderung in Spielgruppen und Tageseinrichtungen" (Klett) sowie in der Lehre (Seminare zu Kooperation). Während des folgenden Studiums an der PH FHNW (Lehrdiplom für Maturitätsschulen in Englisch und Deutsch) arbeitete sie weiterhin als Lehrerin und baute das Museum Sprachpanorama in Laufenburg auf, wo sie nach wie vor als Kuratorin und Betriebsleiterin tätig ist.

Ich denke, vieles hat auch mit dem ‘Bewusstwerden’ zu tun: Sprache und Kommunikation ist etwas, was die Leute extrem zum Denken anregt

 

Jetzt noch eine ganz andere Frage: Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass das Museum ausgerechnet in Laufenburg und dann hier in diesem Gebäude, im schönen Schlosskeller, ist? Wie kam das?

Ja, einer der Knackpunkte aus finanziellen Gründen war natürlich die Frage: «Wo kann man ein solches Projekt umsetzen?». Wir haben lange gar nicht dran geglaubt, dass das möglich ist. Und dann hat sich das hier plötzlich so ergeben. Es musste so sein, dass die Miete für den Verein bezahlbar ist, gerade für Räumlichkeiten, die doch auch eine bestimmte Grösse brauchen und auch von der Aufteilung her gewisse Anforderungen erfüllen müssen.

Hat sich die Örtlichkeit hier gelohnt, ist das ein ‘guter’ Ort, wenn du so zurückdenkst oder denkst du manchmal: «Wäre es doch besser, zentral, in der Stadt»?

Das ist immer wieder ein Thema, definitiv. Es ist ein sehr schöner Ort. Alle die kommen, sagen «Das ist ein schöner Ort!», eine schöne Lokalität. Sie geniessen es, dass sie in so einem Altstadthaus in solchen Räumlichkeiten, die auch einen historischen Wert haben, die Ausstellung anschauen können. Es ist auch sehr stimmig, dass wir die Sprachgeschichte im Gewölbekeller haben. Da stimmen sehr viele Sachen und tatsächlich ist es aber so, dass es gerade für viele Schulen, aber auch für Hochschulen, ein Hinderungsgrund ist, zu uns zu kommen. Wir sind zwar auf eine Art schon gut erreichbar mit dem Zug, ohne Umsteigen und vier Minuten vom Bahnhof weg, aber die Reise zu uns ist in den meisten Fällen doch mit einer Zugfahrt verbunden.

Hat es auf dem Weg, bis das Museum so zustande gekommen ist, auch Rückschläge gegeben oder auch mal schlechte, negative Erlebnisse?

Ja, natürlich, wie immer im Leben gibt es Rückschläge (lacht). Das ist klar, es gibt immer wieder Sachen, die entweder gar nicht oder einfach nicht so laufen, wie man es sich vorgestellt oder gewünscht hat. Der grösste Rückschlag bis jetzt ist allerdings Corona, das muss man ganz klar sagen.

Was hat dich denn doch immer wieder dazu motiviert, dass du sagst: «Nein, ich finde das eine gute Sache und ich möchte das weiterführen und ich gebe das jetzt nicht auf!» Was ist da deine Hauptmotivation?

Dass wirklich alle Leute, die bis jetzt ins Museum gekommen sind, gesagt haben: «Wow, das ist wirklich schön, das ist wirklich interessant, ich nehme hier etwas raus, was ich bis jetzt noch nicht gewusst habe oder was mir nicht bewusst gewesen ist». Ich denke, vieles hat auch mit dem ‘Bewusstwerden’ zu tun: Sprache und Kommunikation ist etwas, was die Leute extrem zum Denken anregt. Und ich finde es immer toll, wenn es einem gelingt, Menschen zum Nachdenken über etwas anzuregen, gerade in der heutigen Zeit, wo alles so flüchtig ist und Informationen sehr oberflächlich sind. Wenn man es da schafft, Leute dort hinzuziehen, dass sie sich etwas mehr Gedanken zu etwas machen, ist das sehr motivierend.

Wir haben Informationen, die wir ausstellen. Hier stellt sich die Frage, wie man die Informationen inszeniert, das heisst eigentlich, wie man die Art von Museum überhaupt inszeniert.

 

Hast du denn bestimmte Vorstellungen oder auch Wünsche für die Zukunft, was das Museum anbelangt? 

Ja, nächstes Jahr, im 2022, haben wir das fünfjährige Jubiläum und da wollen wir eine Sonderausstellung zustande bringen über Mehrsprachigkeit. Der erste Schritt dazu ist immer ein ganz genaues Konzept, damit man auch wirklich klar weiss, wie das Thema aufbereitet werden soll für die Ausstellung und was es dazu alles braucht an Recherchearbeit und Material. Bei den Stationen, die wir wollen, muss man wirklich sehr gut planen, damit man alle Kosten zusammen hat und auch schauen kann, dass das Geld irgendwie zusammenkommt, sodass man es nachher auch umsetzen kann. Dann braucht es ein bisschen Nerven, um die paar Monate abzuwarten, um zu schauen, ob das Geld wirklich zusammenkommt. Wenn das dann geschafft ist, dann muss man meistens relativ zackig arbeiten, weil dann schon recht viel Zeit vorbei ist. Es bedeutet also, dass man sich immer sehr, sehr früh Gedanken machen muss, auf wann man was fertig haben will.

Wie kommt es dann von der theoretischen Planung der Ausstellung zur tatsächlichen Gestaltung? 

Das ist eine ganz zentrale Frage, wenn man ein Museum macht, denn klassischerweise hat man – oder hatte man zumindest – in einem Museum Objekte. Bei uns ist es umgekehrt: Wir haben Informationen, die wir ausstellen. Hier stellt sich die Frage, wie man die Informationen inszeniert, das heisst eigentlich, wie man die Art von Museum überhaupt inszeniert. Das braucht am Anfang sehr, sehr viel Denkarbeit, Fantasie und Kreativität. Irgendwann hat man dann aber auch viele Ideen und plötzlich keinen Platz mehr. Dann kommt der Moment, wo das Ganze ein wenig kippt, im positiven Sinne.

 

Wenn du überhaupt gar keine Rücksicht auf Finanzierung nehmen müsstest, hättest du da einen Wunsch fürs Museum oder eine Idee, ein ‘Träumlein’?

Verschiedene (lacht). Ich glaube, der grösste Traum – und ich glaube, es ist im Moment wirklich ein Traum, weil das wahrscheinlich etwas vom Teuersten ist, was man sich vorstellen kann – das wäre, jeden Tag offen zu haben. Das wäre dann halt sehr, sehr kostenintensiv, Personalkosten sind neben der Miete die höchsten Kosten, die man als so ein Angebot hat.

An wie vielen Tagen habt ihr momentan geöffnet?

Im Moment haben wir regelmässig einen Nachmittag pro Woche geöffnet, ab und zu noch zusätzlich am Samstag und jetzt stellen wir dann im Sommer um, dass wir immer am Samstagnachmittag geöffnet haben.

Kommen wir noch einmal zur Studienzeit zurück: Wenn du einen konkreten Ratschlag an Studierende geben würdest, auch gerade im Hinblick auf das Berufsleben, was würdest du ihnen mit auf den Weg geben?

Das ist ein Sprichwort, das ich einmal in einer Ausstellung in Amerika gelesen habe, das mich immer begleitet, und das ich auch meinen Schülerinnen und Schülern in der Schule schon hundertfach gesagt habe: «The most important thing about beginning is to begin». Also wenn du etwas machen willst, dann fang einfach mal an! Ich glaube, ohne das wäre dieses Museum nie entstanden, denn wir haben einfach angefangen, ohne allzu viel zu überlegen (lacht).

Wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich es vielleicht nicht gemacht.

 

Wenn du rückblickend dein Studium noch einmal revuepassieren lässt: Gibt es Momente oder Sachen, die du machen musstest, die komisch oder schwierig waren, die dir dann später geholfen haben, z.B. im Rahmen des Museums?

Ja, die Professorin, mit der ich am meisten zu tun hatte während dem ganzen Studium, bei der ich auch das Studium abgeschlossen habe, hatte immer sehr auf bestimmte formelle Sachen insistiert. Ich erinnere mich an Extraveranstaltungen, die sie organisiert hat, um uns noch einmal deutlich zu sagen, wie die Arbeiten aussehen sollen und wie sie aufgebaut sein sollen. Dass sie darauf besteht, dass es so ist und dass man sich sehr im Thema einschränken soll und nicht meinen muss, man solle die ganze Welt erklären. Stattdessen soll man sich etwas Kleines rauspicken und das dafür gut machen. Das ist, glaube ich, wirklich etwas, das mich sehr geprägt hat. Ich habe eine Weile lang am Institut für spezielle Pädagogik gearbeitet, drei Jahre lang als wissenschaftliche Mitarbeiterin, und ich habe das dort auch – so gut es ging – meinen Studierenden, die ich bei der BA- und MA-Arbeiten betreut hatte, versucht weiterzugeben. Dort habe ich auch gesehen, dass es gute Resultate gegeben hat. Das ist etwas, das mir für mein ganzes berufliches Leben nachher sehr viel gebracht hat.

Gibt es im Nachhinein gesehen etwas bei deinem Werdegang als Museumsdirektorin, das du doch gerne gewusst hättest, bevor du damit angefangen hast?

Wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich es vielleicht nicht gemacht (lacht).

 

 

 

Interview: Michelle Hochuli / Fotos: Sprachpanorama Laufenburg, Philipp Dankel; Bearbeitung: Melanie Santillan

Kontakt

Museum Sprachpanorama

Untere Wasengasse 102, CH-5080 Laufenburg

Telefon: 062 558 55 22  
Mail: info@sprachpanorama.ch

 

Öffnungszeiten:

An folgenden Mittwochnachmittagen

geöffnet von 14 bis 17 Uhr

Juni: Mi. 23.06. und 30.06.2021

Juli:  Mi. 07.07., 21.07. und 28.07.2021
vom 11.08. bis 29.09.
vom 20.10. bis 15.12.

Ab dem 07.08.2021 jeden Samstag
geöffnet von 14 bis 17 Uhr