Veranstaltung:
Deutsches Seminar, Universität Basel, Nadelberg 4, 4051 Basel
Utopische Medien
Die Mediengeschichte ist reich an Utopien. So waren technische Innovationen wie etwa der Buchdruck, das Radio oder offensichtlich das Internet immer von utopischen Vorstellungen begleitet. Dem neuen Medium wurde jeweils die Fähigkeit zugesprochen, eine optimierte Welt zu ermöglichen und die Gesellschaft auszusöhnen. Diese Perspektive hat sich unter dem Eindruck der digitalen Datenproblematik ins Negativ verkehrt. So gibt es in der Gegenwartsliteratur seit einigen Jahren eine kaum mehr zu überblickende Anzahl von dystopischen Erzählungen zur Digitalität.
Doch diese utopischen und dystopischen Konnotationen von neuen Medien bilden nur die eine Seite der Beziehung zwischen Technikgeschichte und Fiktion. Denn auf der anderen Seite werden in erzählten Utopien als zentrale Motive immer wieder verschiedene fiktive oder in ihrer Funktion stark fiktional überformte Medien imaginiert und antizipiert. Dies lässt sich schon in Thomas Morus’ Utopia beobachten und zieht sich über die literarischen Utopien des Barocks und des 18. Jahrhunderts über die Moderne und die klassischen Dystopien von Aldous Huxley oder George Orwell bis zu den Serien unserer Gegenwart oder Sibylle Bergs Roman GRM Brainfuck von 2019.
In Literatur und Film sind solche fiktiven Medien wie „telescreens“ oder Sternenzeitungen Motive für die erzählte Handlung. Sie reflektieren aber auch das Medium des Erzählens selbst und lassen sich als selbstbezügliche Momente der verschiedenen Erzählverfahren deuten.
Der Workshop bringt Literatur-, Medien- und Musikwissenschaften sowie soziologische Perspektiven ins Gespräch. Im Zentrum steht dabei das Wechselspiel von Technikgeschichte und Fiktion sowie das Nachdenken über die aktuellen Möglichkeiten der Digitalität und deren Imaginationspotential.
Organisiert von Caspar Battegay. AG für Populärkultur der Jungen Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Der Workshop ist öffentlich.
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