Mit der denkwürdigen Anrufung an Vergil zu Beginn der Göttlichen Komödie – „Du bist mein Meister und mein Autor“ – kodifiziert Dante emblematisch ein historiografisches Paradigma, das die Tradition als Ausgangspunkt und Beginn des Schreibens anerkennt. Und mit dem Poem, das er im Begriff ist zu schreiben, etabliert er sich als Autor und Meister für nachfolgende Generationen. Dieser Band enthält Essays über die Göttliche Komödie sowie Essays über Schriftsteller und Künstler, für die Dante ein wesentlicher Meister ist: ein implizites oder explizites Vorbild für Werke, die ständig im Dialog mit der Göttlichen Komödie stehen. Welche Kunstwerke könnten die im Fegefeuer Gezeichneten inspiriert haben? Können wir in den Flachreliefs von „Der Stolz“ eine programmatische Aporie erkennen, die eine Übung in kognitiver Demut erfordert? Sind Signatur und Titel des Gedichts in Beatrices ersten Worten an Dante verborgen? Der zweite Teil des Buches befasst sich mit der Frage, wie Dantes Poem Petrarca und Boccaccio beeinflussten. Es wird versucht, die Identität des geheimnisvollen Führers der Triumphe zu ergründen und im sechsten Tag des Decameron werden Anklänge an die Göttliche Komödie erkannt.